20 Der Kaiser Franz Josef – Erbstollen
Stollenname: „Kaiser Franz Josef Erbstollen“
Kaiser Franz Josef I., Regierungszeit 1848 – 1916
Angeschlagen: 4. Dezember 1895 / Barbaratag – Hinweistafel am Ulm beim Mundloch
Fertigstellung: 1906
Länge: 2.860 m
Seehöhe: 503 m
Bereits 1807 wurde vorgeschlagen, den bestehenden Pernecker Bergbau vom 180 m tiefer gelegenen Trauntal zu unterfahren, was jedoch in Anbetracht der Schwierigkeiten des langen Streckenvortriebes vorerst unterblieb. Ein von Michael Kefer am 27. Mai 1825 erstelltes Manuskript an die „Hochlöbliche k.k. allgemeine Hofkammer“ enthält einen Vorschlag über „Die letzten Hauptunterfahrungs Stollen und zwar von Ischl (Markt, Teufelsmühle, ehem. Bäckerei Vocktenhuber), unweit der Brunnleiten oder vom Anzenauer Mühlbach.“
In weiterer Folge wurden vier mögliche Aufschlagpunkte genauer untersucht.
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Von der Teufelsmühle in Ischl:Länge des Erbstollens 5.289 m, Unterfahrung des Leopold Stollens um 204 m
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Vom Rettenbachtale bei Ischl:Länge des Erbstollens 3.507 m, Unterfahrung des Leopold Stollens um 151 m
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Von Lauffen vis a vis des Bahnhofes:Länge des Erbstollens 3.460 m, Unterfahrung des Leopold Stollens um 190 m
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Von der Brunnleiten:Länge des Erbstollens 3.450 m, Unterfahrung des Leopold Stollens um 195 m
Vorschläge Unterfahrungsstollen Salzberg Bad Ischl, Archiv Salzbergbau Bad Ischl
Die Projekte ruhten zunächst und erst das Jahr 1868 brachte wieder Bewegung in diese Angelegenheit, als es galt, die vom hohen k. k. Finanzministerium angeordneten geologischen Untersuchungen der k. k. geologischen Reichsanstalt auf allen alpinen Salzbergen auszuführen und die Salzlager in Bezug auf ihre Reichhaltigkeit der Tiefe nach zu untersuchen.
Am Ischler Salzberg wurde von der im Leopoldstollen gelegenen Rosenfeldkehr der Sondierungsschacht Dunajewski auf 94 m abgeteuft und vom Schachtfuß noch ein 250 m tiefes Bohrloch abgestoßen. Daraus ergab sich, dass das Pernecker Salzlager mindestens weitere 344 m in die Tiefe reichte.
Diese nachgewiesene Tiefenerstreckung des Salzlagers war 1890 für die endgültige Entscheidung einen neuen Unterfahrungsbau aufzufahren ausschlaggebend.
Von den vier Aufschlagpunkten für den Erbstollen wurde mit Berücksichtigung der in der Nähe des wilden Lauffen gelegenen Wasserkraft dieser Stollen unweit des Marktes Lauffen am Westhang des Anzenberges in einer projektierten Länge von 2.847,7 m angeschlagen.
Bei einem Sohlsteigen von 2 Promille (2 m auf 1000 m Länge) sollte derselbe den vom Leopold Stollen abgesenkten Distler – Schacht treffen, sodass sich von dessen Sohle bis zum Horizont des Leopold Stollens ein abbauwürdiger Salzstock von 180 m Dicke und 6 Etagen von je 30 m Höhe ergeben würde.
Ab 4. Dezember 1895 wurde der Kaiser Franz Josef Erbstollen von Lauffen aus aufgefahren. Am 22. September 1906 erfolgte nach 2700 m in der Bilinsky Kehr der Durchschlag mit den mittlerweile auf 180 m abgeteuften Distler Schacht.
Beim Stollenvortrieb standen je 2 Stoßbohrmaschinen von Siemens und Halske mit 4,5 PS Leistung in Verwendung. Diese Bohrmaschinen werden von vier Häuern bedient, welche in der Regel in einer achtstündigen Schicht das ganze Stollenprofil von 5,75 m² durch 19 bis 20 zirka 1 bis 1,1 m tiefe Bohrlöcher abbohrten und abschossen. Pro Abschlag benötigte man zirka 10,5 kg Dynamit verbrauchen. Die Vortriebsleistung pro Schicht lag bei durchschnittlich 0,9 bis 1,0 m Länge. Der Stollen wurde in Rechteckform aufgefahren, bei einer Breite von 2,5 m und einer Höhe von 2,3 m ergab sich eine Profilfläche von 5,75 m².
Nach Beendigung der Häuerschicht kamen sieben Mann Förderer zum Einsatz, um in einer weiteren achtstündigen Schicht mit 0,75 m³ fassenden, eisernen Kipphunten die Berge zu Tage zu fördern.
Zur elektrischen Versorgung der Stoßbohrmaschinen wurde in Lauffen ein Elektrizitätswerk errichtet. Eine 23 PS starke Jounval – Turbine konnte zwei Dynamomaschinen in Bewegung setzten.
Die Achse des Erbstollens war so angelegt, dass diese in gerader Linie den Ausseer Salzberg unterhalb des Ferweger - Schachtes angetroffen hätte. Das Projekt zum Ausseer Salzberg wurde nicht verwirklicht, obwohl die untertage Entfernung nur mehr ca. 5000 m betragen hätte. Kurz nach Verlassen des Pernecker Salzstockes bei 3.672 m kam es zu einem massiven Wassereinbruch aus der Kalkscholle des Raschbergs, der nur unter großer Anstrengung 1919 bewältigt werden konnte. Wegen des geringen Stollengefälles konnten die großen Wassermassen nicht abfließen.
Der Entwurf des Stollenportals von Bergrat Karl Balz Edler von Balzberg nimmt formal und gestisch das Motiv antiker Gedenkbögen auf. Beachtet man den Umstand, dass Kaiser Franz Josef I höchstpersönlich im 50. Jahr seiner Regierung den Erbstollen eröffnete, wird die gestalterische Intention dieses Monumentes verständlich. Das Portal des Mundloches ist aus maßgerechten Quadermauerwerk aus Karbacher Marmor gefügt und über 10 m hoch.
Während des 2. Weltkriegs begann man im Dezember 1944 war man im Erbstollen zwei Kammern auszusprengen und zwar bei Stollenmeter 250 und 280. Dort sollte größer formatiges Bergungsgut aus der Führersammlung eingelagert werden, da in Aussee für größere Stücke kein Platz war. Die beiden Kammern beherbergten übrigens nur vorübergehend und nur in der ärgsten Krisenzeit Kunstschätze, da sie sich als zu feucht erwiesen.
Ende des Jahres 1989 erfolgte die Inbetriebnahme der neuen Obertaganlagen beim Kaiser Franz Josef Erbstollen.
Der Kaiser Franz Josef Erbstollen verläuft in etwa in W – E Richtung.
Am Beginn des Erbstollens befindet sich zwischen 0 – 1030 m das sogenannte Vorhauptlager. Dieses ist sehr reich an großen Anhydrit- und Gipsmassen, die auch versuchsweise abgebaut wurden. Der geologisch zum „Buntsandsteinhaselgebirge“ gehörende Salzstock des Vorhauptlagers ist noch unverlaugt.
Auf das Vorhauptlager folgt ein Antiklinalaufbruch von Kalkgesteinen der Totengebirgs – Decke.
Erst bei 2782 m findet man im Erbstollen die Lagerstättengrenze des Pernecker Hauptlagers. Die Grenze zum Haselgebirge bilden dunkelgraubraune, hornsteinführende Oberalmer Kalke aus dem Jura.
Im Erbstollen wurden lediglich die Werker Blaschke (bis 1983) und Vogl (bis 2011, Aufsolung bis II. Tiefbau) sowie die Bohrlochsonde BL 1/E (bis 2011) betrieben. Die Bohrlochsonde BL 1/E wurde vor der Stilllegung noch in ein Sturzwerk umgebaut.
Im Februar 2011 wurde die untertägige Soleproduktion im Bergbau Bad Ischl, die zuletzt noch im II. Tiefbau und im Erbstollen betrieben wurde, endgültig eingestellt.
Im Erbstollen wurden bei 2.366 m und 2.526 m zwei Schwefelquellen angetroffen.
Derzeit beziehen die Landeskuranstalten jährlich rund 30 m³ Heilwasser von der Schwefelquelle II, welche im Erbstollen bei 2525 m austritt. Es handelt sich dabei um eine Natrium - Chlorid - Sulfat - Schwefelquelle (Glaubersalzquelle), welche in einer von den Landeskuranstalten beim Erbstollen installierten Heilwasseraufbereitungsanlage für den Kurbetrieb aufbereitet wird.
Verwendete Quellen:
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936
Ischler Heimatverein „Bad Ischl Heimatbuch 2004“, Bad Ischl 2004
August Aigner „Über den Kaiser Franz Josef Erbstollen in Ischl“, Mitteilungen Naturwissenschaftlicher Verein Steiermark, Bd. 41, Graz 1904
Friedrich Idam „Kaiser Franz Josef Erbstollen“, Manuskript Internet
Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006
Leopold Schiendorfer, Thomas Nussbaumer „450 Jahre Salzbergbau Bad Ischl“, Bad Ischl 2013
Katharina Hammer „Glanz im Dunkel“, Altaussee 1996
Dieser Standort ist derzeit nicht zu besichtigen, weil es aktives Bergbaugebiet ist.