08 Der Kaiserin Amalia – Stollen
Stollenname: „Kaiserin Amalia – Stollen“
Gattin von Kaiser Joseph I, Heirat am 24.02.1699 in Wien
Angeschlagen: 1687
Länge: 572 m
Seehöhe: 851 m
Der Kaiserin Amalia – Stollen wurde 1687 eröffnet, um den nächst oberen Frauenholz – Stollen zu unterfahren und um das tiefer liegende Salzlager benützen zu können.
Das Jahr des Ausbaues der Hauptschachtricht lässt sich zwar nicht finden, doch muss dies nicht lange nach dem 18. Jahrhundert geschehen sein, weil 1725 schon mehrere Schöpfbaue in diesen Stollen in Benützung gestanden sind.
1734 geschah im hinteren Teil der Amalia Stollen – Hauptschachtricht ein Einsturz und ein Wassereinbruch, weswegen ein Umbau angelegt werden musste. In weiterer Folge wurde die Hauptschachtricht wieder ausgeräumt und das eingebrochene Wasser wieder unschädlich nach obertage ausgeleitet.
Die große Druckhaftigkeit des armen Haselgebirges machte eine verstärkte Auszimmerung der Strecken nötig. Um den Verbrauch an Rüstholz einzuschränken, ordnete Oberamtrat Kner 1796 dessen Tränkung in Sole wie in Hallstatt auch in Ischl an, wozu die Solestube neben dem Mundloch des Amalia – Stollens diente. Diese konnte 1000 Stempelhölzer aufnehmen, die drei Monate lang in der Sole eingeweicht wurden.
Situation der Wehren im Kaiserin Amalia – Stollen um 1800:
Länge vom Mundloch bis zur Salzgrenze 496 Stabel (591,2m), von da bis zum Feldort 404 Stabel 4 Kehren mit insgesamt 8 Wehren, davon 4 unbrauchbare und 4 brauchbare Wehren.
Die in diesen Stollen ursprünglich angelegten Kehren, sind wegen des enormen Gebirgsdruckes meistens rasch verbrochen und verlassen worden. Zur Sicherstellung der Befahrung mit der Hauptschachtricht mussten aufwendige Umbaustrecken angelegt werden.
1839 kam es im Amalia – Stollen zu massiven Verbrüchen der Werker Preßel, Schwaiger, Rappan und Baron Sternbach. Die noch offenstehenden Grubenbaue mussten besonders vorsichtig behandelt werden.
Am 11. Mai 1843 drangen beim Vasold Schurf (Amalia – auf Elisabeth – Stollen) Raubwässer in einem solchen Umfang ein, dass der gesamte Abbaubereich gefährdet war. Der gewaltige Wassereinbruch war eine Folge des Niederganges der Erlach – Wehr im Frauenholz – Stollen, sowie der Mohr – und Freund – Wehr im Elisabeth – Stollen.
Bereits am 20. Mai 1844 traf sich eine aus den erfahrensten Bergleuten des Kammergutes zusammengesetzte Kommission, um den vom Einsturz bedrohten Ischler Salzberg zu retten.
Auf Vorschlag der Kommission wurde der Verbruchsraum vermessen und ein Holzmodell des Ischler Salzberges angefertigt. Am Modell zeigte sich, dass die Wässer vom Niederen Rosenkogel absaßen und durch einen Zubau aus dem Potie – Schurf (Neuberg – auf Frauenholz – Stollen) abgefangen werden könnten. Nach mehreren vergeblichen Versuchsbauten gelang die Gewältigung der Raubwässer auf diese Weise schließlich doch, sie wurden gefasst und unschädlich abgeleitet. Die durch den Zubau zugänglich gemachten Verbruchsräume konnten durch zahlreiche hölzerne Stützkästen abgesichert werden.
Der Zubau war in drei Drittelschichten belegt und auch von Hallstatt kamen Häuer zu Hilfe. Die nicht vollständig gesammelten Raubwässer laugten das niedergebrochene Haselgebirge weiter aus, dieses setzte sich und damit auch die Stützkästen, die sich von der Decke lösten und ihren Zweck nicht mehr erfüllten.
1845 suchte man dem neuerlich drohenden Niedergang durch Ausfüllen der Verbruchsräume mit obertägig gewonnenem Geröll und Bruchsteinen zu begegnen. Außerdem setzte man auch die Suche nach dem Ursprung der unter dem Niedergang verborgenen Raubwässer mit Erfolg fort.
Der zur Ableitung der gewältigten Raubwässer für die östliche Einwässerung vom vierten Zubau des Neuberg – Stollens auf den Layer – Umbau im Amalia – Stollen abgeteufte, rund 60m hohe Keeler - Schutt war samt den Hornstätten ungemein brüchig und konnte nur durch Ausmauerung gesichert werden. Aus dem gleichen Grunde mussten 1848 auch der fünfte Wasserzubau im Neuberg – Stollen und Teile der Amalia Stollen – Hauptschachtricht in Mauerung gesetzt werden.
Zur raschen, sicheren Ableitung der gewaltigen Raubwassermengen wurden im Keeler - Schutt und im Layer - Umbau erstmals am Ischler Salzberg längere Eisenleitungen aus Gussrohren verlegt.
Eine weitere Maßnahme zur Reduktion des Wasserzuflusses von obertage aus war die Erichtung eines weitverzweigten Systems an Rinnwerken und Wasserfängen im Bereich der Reinfalzalm, das jedoch ständiger Wartung und Aufsicht bedurfte.
Als letzte Maßnahme sollte zur Verbesserung der Laugungsbedingungen in den Wehren die Wasserzuführung verlegt werden. Das raschere Auflaugen der Wehren verringerte die Gefahr von Werksverschneidungen. Dazu musste aber die Menge des in die Grube zugeleiteten Süßwassers deutlich gesteigert werden. Neben dem Einbau von Eisenrohren mit größeren Querschnitten war auch ein neuer Wasserzuführungsweg vom Bader - Schurf (Frauenholz – auf Amalia – Stollen) über die Springer – Kehr, den Scharf – und Liska – Umbau (Amalia – Stollen) zum Vasold – Schurf (Amalia – auf Elisabeth – Stollen) geplant worden. Damit sollte die Zufuhr größerer Wassermengen in die Erzeugungswerker ermöglicht und die von den nässenden Holzröhren durchfeuchteten Strecken trockengelegt werden. Nach dem Bescheid der Hofkammer war die Beschaffung der dazu erforderlichen Eisenrohre auf die Jahre 1842, 1843 und 1844 zu verteilen.
Jene Verbindungsbaue, welche durch die Umlegung der Einwässerungsleitung ab 1842 entbehrlich geworden waren, wurden aufgelassen. Zu diesen zählten die Niedere Wasserberg – Schachtricht und der Wasserschurf vom Niederen – Wasserstollen auf den Lipplesgraben – Stollen, der rückwärtige Lipplesgraben – und Johannes – Stollen, einige Strecken im Matthias – und Neuberg – Stollen sowie der Kößler – Umbau im Frauenholz – Stollen.
Situation der Wehren im Kaiserin Amalia Stollen – Wehren um 1850:
Insgesamt 9 Wehren, um 1850 alle totgesprochen. Wolfen - und Oberst Kammergraf v. Baron Sternbach - Wehr (verschnitten), Kappan - Wehr, Sternbach - Wehr, Schwaiger - Wehr, Preßel - Wehr, Landsteiner - und Eberl - Wehr (verschnitten), Boiger - Wehr.
Zur Wasserversorgung der Erzeugungswerker wurde bis 1933 ein aufwendiges, untertägiges Leitungssystem aufrechterhalten. Erst durch die obertägige Fassung des Törlbaches und die Zuleitung dieser Wässer durch den Maria Theresia – Stollen konnte ab 1933 die Einwässerung wesentlich vereinfacht werden.
Dynamitexplosion am 4. Juni 1919 - Salzkammergutzeitung 15. Juni 2019:
Aus Bad Ischl wird uns unter dem 6. d. M. telephoniert: Im Amaliastollen in Perneck nahm am 4. Juni 1919 um ca. 6 Uhr 30 Minuten früh Sprengmeister Gschwandtner, in Perneck Nr. 9 wohnhaft, im Stollen Sprengungen vor. Da alle Schüsse nicht die volle Wirkung hatten, fasste Gschwandtner Dynamit nach. Dasselbe war aber gefroren und so begab er sich aus dem Stollen, um eine in der Nähe desselben befindliche Ankleidehütte aufzusuchen, heizte den dort befindlichen Ofen und legte auf die Herdplatte ein Brett, worauf er ca. 35 Dynamitpatronen im Gesamtgewicht von 2,5 Kg aufwärmen wollte. Gschwandtner setzte sich dann vor dem Ofen und gab auf die Patronen acht. Die Bergarbeiter Matthias Zeppezauer, wohnhaft in Untereck Nr. 4, und Josef Kogler, wohnhaft in Wirling Nr. 10, befanden sich ebenfalls in der Hütte, um sich umzuziehen. Plötzlich bemerkten die 3 Arbeiter bei einer Dynamitpatrone ein blaues Flämmchen und vernahmen ein Zischen. Sie wollten flüchten, doch erfolgte bereits die Explosion. Gschwandtner und Zeppezauer erlitten eine Zertrümmerung des Trommelfells und eine Gehirnerschütterung, Kogler innere Bauchverletzungen und auch eine Gehirnerschütterung. Die Verletzungen sind schwerer Natur jedoch nicht tödlich. Josef Gschwandtner, welcher Sprengmeister ist und mit der Behandlung von Dynamitpatronen vertraut sein sollte, wird sich wegen Vergehens nach dem Sprengmittelgesetz zu verantworten haben. (Es ist unglaublich, daß die Salinenverwaltung zum Aufwärmen von gefrorenen Dynamitpatronen keine dazugehörige Einrichtung besitzt, so daß die Arbeiter gezwungen sind, beim Ofen dieselben aufzuwärmen, was oben angeführten Folgen mit sich bringt. Es ist seit zwei Monaten das zweite mal, daß im Salzberg von Bad Ischl durch die Nachlässigkeit der Verwaltung Familienväter zugrunde gehen müssen, respektive erwerbsunfähig werden.)
Einwässerungsweg bis 1933:
Johannes - Stollen: Einwässerungs Schurf – Hauptschachtricht – Saherböck Schurf
Matthias - Stollen: Einwässerungs Schürfl – Hauptschachtricht – Plenzner Schurf
Neuberg - Stollen: Albrechten Umbau – Ritschner Umbau – Schwind Schurf
Frauenholz - Stollen: Kössler Umbau – Schmidt Schurf
Amalia - Stollen: Hauptschachtricht – Wimmer Schurf
Im Amalia – Stollen, dem höchst gelegenen noch befahrbaren Stollen in 841 m Seehöhe oberhalb der Ischler Bergkirche, welcher auch heute noch der Bewetterung als auch der Ausleitung von Grubenwässern dient, wurden 1994 Sanierungsarbeiten in Angriff genommen und dafür auch eine Zufahrtsstraße zum Stollenmundloch errichtet. Weiters wurden bereits 1983 im Liska - und Layer - Umbau sowie im Keeler - Schutt umfangreiche Erhaltungsarbeiten durch Fremdfirmen durchgeführt.
Verwendete Quellen:
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts“, Wien 1932
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936
August Aigner „Der Salzbergbau in den österreichischen Alpen“, Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch, Wien 1892
Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006
Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981
Georg Kanzler „Ischls Chronik“, Ischl 1881, Reprint Bad Ischl 1983
Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription Michael Nussbaumer, Stand 13.09.2016