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10  Der Frauenholz – Stollen

Stollenname:           „Frauenholz – Stollen“

                                    Ischler Verweser Raphael Frauenholz

Angeschlagen:          2. Oktober 1610         

Verlassen:                  bis 1745 unterhalten, verlassen um 1848

Länge:                        706 m

Seehöhe:                    880 m

 

Der Frauenholz - Stollen wurde anfangs durch einen vom Neuberg – Stollen abgeteuften, 30 Stabel (35,8m) langen Probe – Schurf („Probschurf“) von oben herunter untersucht. Nachdem die weitere Tiefenerstreckung des Salzlagers nachgewiesen werden konnte, wurde der nach dem damaligen Ischler Verweser Raphael Frauenholz benannte neue Stollen am 2. Oktober 1610 angeschlagen. Es dauerte bis am 22. Juni 1632, also 22 (!) Jahre, bis das Salzlager erreicht wurde.

Um das Salz zu erreichen mussten ca. 530 m taubes Gestein durchörtert werden, was einem Jahresvortrieb von ganzen 25 m entspricht (sofern der Stollen dauernd mit Mannschaft belegt war).

Der Frauenholz – Stollen war der erste Stollen, der das Pernecker Salzlager von Nord nach Süd („Mitternacht gegen Mittag“) unterfuhr. Alle höher gelegenen Stollen vom Neuberg – bis Johannes – Stollen wurden von West nach Ost („Abend gegen Morgen“) angesetzt.  Da das Gelände auf der Nordseite und wesentlich steiler ist, war die Hauptschachtricht um einiges kürzer und der Aufschluss deshalb mit wesentlich geringeren Kosten möglich.

Eines der ältesten Denkmäler alter Ischler Bergbautätigkeit ist die in Stein gehauene Inschrift des Frauenholz – Stollens. Nach wechselvoller Geschichte, heute am Kaiser Maria Theresia – Stollen angebracht, berichtet diese Tafel vom Anschlag des Frauenholz – Stollens 1610 bis zum Antreffen des Salzes nach 22 Jahren:

Den 2. Octobris nach Christ, unseres Heilands Geburt,                                                                            

im 1610 Jahr, unter Rudolfo dem anderten Römischen                                                                       

Kaiser Matthia dem anderten König zu Ungarn                                                                            

Designierten zum König in Böhmen regierenden                                                                            

Erzherzogen zu Österreich etc., bei Herrn Veit                                                                                         

Spindler, Salzamtmann, Raphael Fraunholzen,                                                                             

Verwesern und Georg Nützen, Gegenschreibern ist                                                                           

dieser Salzberg durch Andrä Kälssen, Bergmeistern,                                                                          

Leonhard Astern, Bergschaffern, aufgeschlagen,                                                                            

 angefangen und von den Bergleuten nach Gedachtes                                                                              

ihres Verwesers Name der Fraunholzberg genennet. Das                                                                          

Salz aber angetroffen worden den 22. Juni 1632 unter                                                                     

Ferdinand dem anderten, Römischen Kaiser Ferdinand                                                                              

dem dritten erwählten und gekrönten König zu Ungarn                                                                                 

und Böhmen, Erzherzog zu Österreich, bei Herrn Georg                                                         

Brugglachern Salzamtmann Johann Resfelt von                                                                             

Rosenthal, Verwesern und obgedachten Georg Nützen,                                                               

Gegenschreiber, Andrä Kälssen, Bergmeistern und                                                                                 

Martin Kälssen, Bergschaffern.

Gott geb Gnade.                                                                                                                                         

Amen. 

 

Die Länge der Frauenholz Stollen – Hauptschachtricht betrug bis zur ersten Kehre („Kößler – Umbau“) durch das taube Gebirge hinein 339 Stabel (404,1m). Anschließend wurde noch die „Krechen“ –  Hauptschachtricht („Gerade“ –  Hauptschachtricht) im Salzgebirge weitergetrieben und der Streubel – Schöpfbau darauf angelegt. Die Krechen – Hauptschachtricht wurde in der Hoffnung, das Salz länger anzutreffen, im tauben Hangendgebirge noch über 250 Stabel (298,0m) fortgesetzt. Weil aber nur Stein, taubes Gebirge und süßes Wasser erbaut wurde und daraus kein Nutzen zu ziehen war, wurde die Verlängerung der Krechen – Hauptschachtricht mit einem Lettenverschlag verdämmt und das dahinter erbaute Wasser durch Röhren bis zum Mundloch des Frauenholz – Stollens ausgeleitet.  

Situation Schöpfbaue im Frauenholz – Stollen um 1654:

Insgesamt 15 Schöpfbaue in Betrieb.                                                                                                                                    

Streubel-, Seutzen-, Hanns Georg Jünger-, Jungen Kessenhüller-, Johann Philibert-, Seeau-, Hölzl-, Seywalder-, Metzler-, Schweibelmayr -, Jesuiter-, Pruklacher-, Soltinger-, Harrach- und Spitzel – Bau.

Auf der gegen Osten („Morgen“) ausgelängten Hauptschachtricht befanden sich 8 Schöpfbaue, nämlich der Seutzen-, Hanns Georg Jünger-, Jungen Kessenhüller-, Johann Philibert-, Seeau-, Hölzl-, Seywalder- und Metzler  – Bau, welche sich mit dem Streubel – Bau vereinigten und später unter dem Namen der Streubel und Seutzen – Wehr zu einem Ablaswerk vorgerichtet wurden.                                                                                                                                                                                                                                     

Hinter dem Metzler – Bau lag links die Kufstein – Kehr, auf welcher der mit dem Metzler – Bau zusammengeschnittene Schweibelmayr – Bau lag.

Auf der von der Hauptschachtricht links gelegenen Kapuziner – Kehr lag der Jesuiter – Bau, ihr Feldort stand in tauben Gebirge.                         

In der Fortsetzung der Hauptschachtricht befanden sich der Pruklacher-, Soltinger- und Harrach – Bau, welche in der Folge mit dem Jesuiter- und Spitzel – Bau vereinigten, unter dem Namen Porg – Wehr zu einem Ablaswerk vorgerichtet und benützt wurden. Die Porg – Wehr wurde bis zu einem 1745 erfolgten Einbruch süßer Tagwässer betrieben.                                                                                        

Weiter hinten lag der vom Neubergstollen abgebaute Einwässerungs – Schurf, auch Registrator v. Riethaler Schurf genannt, welcher die Hauptschachtricht des Neuberg – Stollens mit der alten Hauptschachtricht des Frauenholz – Stollens verband.

1637 wurden anstatt des baufälligen Holzgebäudes am Frauenholz – Stollen ein Berghaus und eine Schmiede errichtet.

1707 waren im Frauenholz – Stollen 15 Schöpfbaue in Betrieb. Zur Erleichterung der Soleförderung war deren Vereinigung in zwei Damm - Wehren zu 70 und 50 Stuben Fassungsraum ( 17.115m³ und 12.225m³) geplant. Die Umstellung des Laugbetriebes hatte sich verzögert, weil der unterliegende, zum Abfluss der Sole benötigte Amalia – Stollen erst 1687 eröffnet wurde.

1707 rügte die Starhembergsche – Kommission erneut scharf den Vortrieb eines Untersuchungsbaues als Fortsetzung der Hauptschachtricht im Frauenholz – Stollen 300 Stabel (358,5m) über die Salzgrenze hinaus ins Taube. Die Aussichtslosigkeit dieses Vortriebes wurde durch eine Tagvermessung nachgewiesen, denn oberhalb dieser Strecke stand eine hochragende Felswand.

Als die sich im Frauenholz – Stollen befindliche Streubel – und Seutzen – Wehr 1729 zusammengeschnitten war, ereignete sich 1738 in der Streubel – Wehr ein Werksniedergang. Dabei drang eine große Menge Süßwasser in die Wehr ein. Am 16 April 1738 wurde in einer Beschau beschlossen, einen Hauerschlag zur Aufsuchung des Süßwassers in der Streubel – Wehr auszuführen, und dieses, wenn gefasst wäre, durch einen Schurf in den Kaiserin Amalia – Stollen auf die Springer – Kehr zu leiten, und von dort schadlos auszuleiten. Dieser Vorschlag konnte jedoch nicht ausgeführt werden, weil das Wasser überraschend aus dem Deckgebirge oberhalb der Wehr zufloss und nicht gefasst werden konnte.

Zur Fassung des Wasserzutrittes in die Streubel – Wehr wurde 1738 ein neuer Wasser – Stollen mit Wasserfassungsstrecken („Seitenöffen“) am Reinfalz und die Verlängerung des Rinnwerks zwischen den Bergen vorgenommen.  Obschon mit dem 54m langen, in 1.030m Seehöhe angesetzten neuen Stollen („Mittlerer Wasserberg – Stollen“) einiges Wasser erbaut wurde, erreichte man doch nicht den damit erhofften Erfolg, weil das Süßwasser noch immer in die Streubel – Wehr eindrang. Erst 1769 konnte durch den im Lipplesgraben – Stollen angelegten Wasser – Schurf der Süßwasserzutritt endgültig gefasst und abgeleitet werden.

Da der „Mittlere Wasserberg – Stollen“ mit den tiefer angelegten Stollen keine Verbindung hatte, wurde er 1816 wieder aufgelassen. Dadurch konnten die Rüstkosten, die zur Instandhaltung des im druckhaften Gebirge angelegten Stollens nötig waren, eingespart werden.

Das gemauerte Berghaus, in dem sich die Bergkanzlei befand, wurde 1740 erweitert. Im Jahr 1781 wurde aber das Berghaus beim Frauenholz – Stollen wieder abgebrochen und die dort wohnenden Arbeiter in das Berghaus beim Kaiserin Elisabeth – Stollen und sowie in jenes beim Kaiserin Maria Ludovika – Stollen umgesiedelt.

 

Situation Wehren im Frauenholz – Stollen um 1800:

Länge vom Mundloch bis zur Salzgrenze 428 Stabel (510,2m), von da bis zum Feldort 372 Stabel (443,4m).

Er hat 1 Kehr mit insgesamt 4 Wehren, davon 2 brauchbare und 2 unbrauchbare Wehren.

Um 1820 war nur mehr der vordere Teil der Frauenholz Stollen – Hauptschachtricht vom Mundloch bis zum Wasser – Umbau befahrbar, sowie im rückwärtigen Teil der morgenseitigen Hauptschachtricht die Strecke vom Wimmer – Ebenschurf bis zum Vasold – Schurf (beide Schürfe vom Frauenholz – in den Amalia – Stollen), die aus Bewetterungsgründen offengehalten werden musste.

 

Situation Wehren im Frauenholz – Stollen um 1850:

Insgesamt 5 Wehren (um 1850 alle totgesprochen);                                                                                     

Erlach -  Wehr, Lang - Wehr, Porg -  Wehr, Streubel - und Seutzen - Wehr (verschnitten).

1933 wurden im Zuge der Umlegung der Einwässerungs – Strecken die Frauenholz Stollen – Hauptschachtricht, der Kössler – Umbau sowie der Schmidl – Schurf (Frauenholz – auf Amalia – Stollen) stillgelegt.

 

Verwendete Quellen:

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts“, Wien 1932

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936

August Aigner „Der Salzbergbau in den österreichischen Alpen“, Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch, Wien 1892

Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006

Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981

Georg Kanzler „Ischls Chronik“, Ischl 1881, Reprint Bad Ischl 1983

Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription Michael Nussbaumer, Stand 13.09.2016

Anton Dicklberger „Systematische Geschichte der Salinen Oberösterreichs“, I. Band, Ischl 1807, Transkription Thomas Nussbaumer

  1. Frauenholz - Stollen, Mundloch nach Sanierung, 08 2016, Archiv IGM
  2. Abbildung 1: Frauenholz - Stollen, Stollentafel, Archiv IGM
  3. Mundloch und Berghaus, Wibna, 1716, Detail Stollenplan, Archiv Salinen Austria
  4. Frauenholz - Stollen, Mundloch nach Sanierung, 08 2016, Archiv IGM
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