11 Der Lipplesgraben – Stollen
Stollenname: „Obernberg – Stollen“, ursprünglicher Name als neuer Bergaufschlag
oberhalb des Mitterberg – Stollens im Pernecker Salzlager.
„Lipplesgraben – Stollen“, späterer Name als Lokalitätsbezeichnung.
Angeschlagen: 1567
Länge: 236 m
Seehöhe: 1.001 m
Unter Kaiser Maximilian II. wurden 1567 der „Alte Steinbergstollen“ im Steinberglager und der „Obernberg – Stollen“ im Pernecker Lager angeschlagen.
Der auf 1.001m Seehöhe angelegte Lipplesgraben – Stollen war der höchste, in das Salzlager geführte Horizont am Ischler Salzberg.
Eine Bergbeschau im Jahre 1575 fand das Feldort des Obernberg – Stollens im Tauben und einen aus dem Hinterhaupt abgeteuften Probschurf ebenfalls in sehr armen Gebirge anstehend. Trotzdem wurde beschlossen, die Hauptschachtricht noch 110 Stabel (119,5m) vorzutreiben, weil man immer noch, freilich vergeblich, hoffte, wieder auf Salz zu stoßen.
Im Obernberg – Stollen, dem nachmaligen Lippelsgraben – Stollen wurde das Pernecker – Salzlager nur zufällig aufgeschlossen. Da der Stollen am Ausbiss des Pernecker – Lagers unterhalb der Reinfalzalm angesetzt wurde, konnte nur vorwiegend ausgelaugtes Haselgebirge angefahren werden.
1577 beschlossen die Bergverständigen des Salzamtes, nachdem schon 14 Jahre lang so viel herumgesucht und doch nichts Besonderes gefunden werden konnte, nur noch den Probschurf aus der Neuhauser – Kehr im Lipplesgraben – Stollen zu einem Bau zu gestalten und zur Ableitung der Sole unterhalb, einen neuen Stollen, den Matthias – Stollen, aufzuschlagen.
Situation der Schöpfbaue im Oberbergstollen – Baue um 1600:
Insgesamt 5 Schöpfbaue;
auf der Neuhauser – Kehr der St. Florian – , der Rettenbacher – und ein unbenannter Bau;
auf der Hauptschachtricht der Spiller – Bau und ein unbenannter Bau.
Die Hauptschachtricht des Lipplesgraben – Stollens ging zuerst 128 Stabel (152,6m) durch festen Kalkstein, dann 45 Stabel (53,6m) durch taubes, ausgelaugtes Gebirge bis zur Erreichung der Salzgrenze, wo die Neuhauser - Kehr nach rechts ausgelängt wurde.
Auf der Neuhauser – Kehr befand sich ein alter Probschurf, der zur Untersuchung des Salzgebirges in die Tiefe erbaut wurde, dann der St. Florian – und Rettenbacher – Bau sowie ein weiterer, unbenannter Bau. Das Feldort der 95 Stabel (113,2m) langen Neuhauser Kehr stand in Stein und da eine Strecke von 39 Stabel (46,5m) bereits niedergegangen war, drang dort Süßwasser ein.
Auf der Fortsetzung der Hauptschachtricht befand sich der Hauptschurf in den Erzherzog Matthias – Stollen hinunter, wegen des armen Salzgebirges 77 Stabel (92,0m) einwärts der Spiller – Bau und ein weiterer, unbenannter Bau, welche später durch den Erzherzog Matthias – Stollen unterfahren und zu Ablasswehren vorgerichtet worden sind. Ferner folgte ein alter Probschurf und am Feldort der Hauptschachtricht eine Lettenwehr, um den Zufluss von Süßwasser zu verhindern.
Die Länge der Lipplesgraben Stollen – Hauptschachtricht betrug vom Mundloch bis zum Feldort anfangs 424 4/8 Stabel (506,0m); da aber vom Feldort zurück 199 ½ Stabel (237,8m) niedergegangen waren, standen noch 225 Stabel (268,2m) offen. Beim Niedergang sind auch die auf der Hauptschachtricht befindlichen zwei Baue verbrochen.
Weiters befanden sich im Lipplesgraben – Stollen 4 Schürfe, und zwar auf der Hauptschachtricht drei und auf der Neuhauser – Kehr einer, nämlich der Einwässerungsschurf aus dem „Niederen Wasserstollen“, der als „Hauptkassier Tusch – Schurf“ bezeichnet wurde. Außerdem gab es von der Hauptschachtricht und von der Neuhauser – Kehr je einen Probschurf zur Aufsuchung des Salzgebirges zum Erzherzog Matthias – Stollen hinunter.
Zur Einleitung des bei der Anwässerung nötigen Süßwassers wurde oberhalb des Lipplesgraben – Stollens auf 1.024m Seehöhe am Rainfalz der „Nieder Wasserstollen“ angeschlagen. Der Nieder Wasserstollen war 75 Stabel (89,4m) lang im tauben Gebirge vorgetrieben und über einen 31 Stabel (37,0m) langer Einwässerungsschurf mit der im Lipplesgraben – Stollen befindliche Neuhauser – Kehr verbunden worden. Das Süßwasser wurde bei einer am Tag oberhalb des Einwässerungsschurfes befindlichen Quelle aufgefangen und durch senkrechte Holzröhren zu diesem Schurf gebracht.
Um 1654 war der Lipplesgraben – Stollen bereits fast zur Gänze verlaugt. Ab dieser Zeit wurde der Stollen nur mehr zur Ableitung des Süßwassers offengehalten, damit dieses in den tiefer gelegenen Stollen keinen Schaden anrichten konnte.
1739 wurden der „Mittlere Wasser – Stollen“ mit Seitenöffen am Rainfalz und die Verlängerung des Rinnwerks zwischen den Bergen errichtet. Obwohl mit diesem neuen Stollen einiges Wasser erbaut wurde, erreichte man damit nicht den erhofften Erfolg, weil das Süßwasser noch immer in die Streubel und Seutzen – Wehr im Frauenholz – Stollen eindrang. Erst 1769 wurde durch den im Lipplesgraben – Stollen angelegten Wasserschurf der Wasserzutritt erfolgreich gefasst.
1769 fand Hofkammerrat Gigant die bis in den Frauenholz – Stollen eingedrungenen Tagwässer im Lipplesgraben – Stollen gut zusammengefasst. Zum Schutze des Salzlagers gegen das Absitzen der Niederschlagswässer war die Taggegend am Rainfalz und zwischen den Bergen von einem dichten Netz von Abzugsgräben und Seitenrinnwerken durchzogen, deren dauernde gute Instandhaltung große Kosten erforderte. Um diese zu verringern, entschloss sich das Verwesamt 1795, jenen Teil der Entwässerungsanlagen aufzugeben, der über Letten, also wasserundurchlässigen Grund führte und wo das Eindringen der Tagwässer nicht zu befürchten war.
Um 1820 wurde der Lipplesgraben – Stollen für die Bewetterung und zur Ausleitung des in diesem Stollen durch Anlegung mehrerer Wasseröffen erbauten Süßwassers weiter offengehalten.
Jene Verbindungsbaue, welche durch die Umlegung der Einwässerungsleitung ab 1842 entbehrlich geworden waren, wurden aufgelassen. Zu diesen zählten die „Niedere Wasserberg – Schachtricht“ und der Wasserschurf (Niederer – Wasserstollen auf Lipplesgraben – Stollen), der rückwärtige Lipplesgraben – und St. Johannes - Stollen, einige Strecken im Matthias – und Neuberg – Stollen sowie der Kößler – Umbau im Frauenholz – Stollen.
An Stelle der bei dem im Jahre 1567 eröffneten Lipplesgraben – Stollen gestandenen hölzernen Stollenhütte genehmigte das kk Finanzministerium im Jahre 1892 die Herstellung einer in Steinmauerwerk ausgeführten Arbeiter – Unterkunftshütte. Die Baukosten betrugen 934 fl 70 Kr. für die Landtafel – Einlage Nr. 1023, KG Perneck, BP. Nr. 18 im Ausmaß von 32 m².
Bis 1950 wurde das „Steinerne und hölzerne Wasserrinnwerk am Rainfalz und zwischen den Bergen“ vom Ischler Salzbergbau jährlich instandgesetzt und dabei vom Bautrupp die Stollenhütte beim Lipplesgraben – Stollen bewohnt.
Mit 31.12.1933 wurden im Lipplesgraben – Stollen die Neuhauser – Kehr sowie die Wasseröffen aufgelassen und stillgelegt. Am 3. April 1934 wurde schließlich die ordentliche Absperrung des aufgelassenen Lipplesgraben – Stollen fertiggestellt und im Zuge einer Hauptbefahrung abgenommen.
Verwendete Quellen:
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts“, Wien 1932
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936
Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981
Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription ThomasNussbaumer, Stand 13.09.2016
Alfred Pichler „Lipplesgrabenstollenhütte“, LFH Linz, 2003
Anton Dicklberger „Systematische Geschichte der Salinen Oberösterreichs“, I. Band, Ischl 1807, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 06.2018