Maße und Gewichte:
Mit der Sesshaftwerdung von Völkern und mit der Abkehr von Jagd und Fischerei zu Ackerbau und Viehzucht wuchs der Bedarf nach geeigneten Maßsystemen. Den frühesten Gewichten und Maßeinheiten lagen die Maße von Körperteilen und der natürlichen Umgebung zugrunde. Frühe babylonische und ägyptische Aufzeichnungen sowie Schriften aus der Bibel zeigen, dass die Länge zuerst anhand der Maße von Arm, Hand oder Fuß gemessen wurde. Die Zeit wurde nach den Umlaufzeiten von Sonne, Mond und anderen Himmelskörpern eingeteilt. Wenn man das Volumen von Behältern wie Flaschen oder Tonkrügen vergleichen wollte, wurden sie mit Pflanzensamen gefüllt, die anschließend ausgezählt wurden.
Unsere heutigen Kenntnisse über die frühen Maße und Gewichte stammen aus vielerlei Quellen. Archäologen haben einige frühe Standards geborgen, die heute in Museen aufbewahrt werden. Der Vergleich zwischen den Abmessungen von Gebäuden und Beschreibungen zeitgenössischer Autoren kann weitere Informationen liefern.
Längenmessung:
Das Messen von Längen zählt zu den wichtigsten Aufgaben eines Markscheiders. Die älteste Form der Längenmessung stammte schon von den Römern und betraf Glieder des menschlichen Körpers, wie Arm, Hand, Fuß oder Schritt.
Wenn ein Mensch beide Arme ausbreitet ergibt sich ein etwa 1,70 bis 1,90 m langes Maß, das als „Klafter“ bezeichnet wurde. Der „Klafter“ war in 6 gleiche Teile geteilt, die „Fuß“ oder „Schuh“ genannt wurden. Der „Fuß“ wurde, der duodezimalen Teilung folgend, wieder in 12 gleiche Teile geteilt, die als „Zoll“ oder „Daumenbreiten“ bezeichnet wurden.
Die Längen des Klaftersystems variierten lokal und regional sehr stark. Lediglich der Wiener Klafter bildete eine Ausnahme, da er ab dem 16. Jhdt. praktisch mit gleicher Länge bestehen blieb.
Das Klafter/Fuß/Zoll – System wurde als technisches Maßsystem ausschließlich im Bauwesen, Bergbau, Militär und Vermessungswesen verwendet. Niemals wurde es im Textilhandel verwendet.
Neben dem Klaftermaß kommt immer wieder als weiteres Längenmaß die „Elle“ vor. Obwohl die „Elle“ als Unterarmlänge sozusagen ein natürliches Urmaß darstellte, war ihre Länge regional erstaunlich verschieden. So wurden etwa Längen im Bereich von 0,765 bis 0,802 m als „Wiener Ellen“ bezeichnet. Die „Ellen“ waren nicht gleichmäßig unterteilt, wie der „Klafter“ durch „Fuß“ und „Zoll“. Sie besaßen eine ungleichmäßige Unterteilung und zwar zumeist in 1/2, 1/3, 1/4, 1/8, 1/16 und 1/32 Teile der „Elle“. Diese Teile hatten keinen eigenen Namen.
Das Ellensystem war ausschließlich ein Handelsmaß und zwar überwiegend ein Schnittwarenmaß für Textilien. Es gab in Europa bis zum 18. Jhdt. viele Hundert verschiedene Ellenlängen, was Handel und Verkehr sehr erschwerte. Trotzdem war die „Elle“ bis Ende 1875 in Geltung.
Die im Bergbau gültigen Längenmaße wurden durch, vom Landesherrn verordnete Messlatten festgelegt und galten nur für das betreffende Revier. Im Salzkammergut hatte ursprünglich jeder Salzbergbau sein eigenes „Stabel“. Zur Vereinheitlichung des Maßwesens ließ der Kaiser das „Österreichische Kammergutstabl“ mit einer Länge von 1,195 m einführen. Das „Stabel“ wurde in 8 „Achtel“ geteilt, das „Achtel“ wieder in 6 „Zoll“ und 2 „Achtel“ ergaben 1 „Schuh“.
1768 erließ Kaiserin Maria Theresia „das Einführungspatent des Wiener Masses und Gewichtes“. Die nunmehr gesetzlichen „Wiener Einheiten“ begannen sich im Salzkammergut nur langsam durchzusetzen. So wurde das „Kammergutstabl“ erst 1838 durch den „Wiener Klafter“ ersetzt.
Das bis heute, gültige Metermaß wurde bei den österreichischen Salinen am 1. Jänner 1876 eingeführt.
Klafter -, Schuh - und Zoll - Maße:
1 österreichische Meile 7,585 km
1 Wiener Klafter (°) 1,896 m
1 Linzer Klafter (°) 1,816 m
1 Kammergutsklafter (°) 1,785 m
1 Hallstätter Bergklafter (°) 1,991 m
1 Wiener Schuh oder Fuß (‘) 31,60 cm
1 Kammergut Schuh oder Fuß (‘) 29,75 cm
1 Wiener Zoll (‘‘) 2,63cm
1 Kammergut Zoll (‘‘) 2,48 cm
Längenmaße für Textilien:
1 Gmundner Elle 0,795 m
1 Wiener Elle 0,778 m
Längenmaße im Bergbau:
1 Kammergut Bergstabel 1,195 m
1 Ausseer Bergstabel 1,179 m
1 Hallstätter und Ischler Bergstabel 1,192 m
1 Haller Bergstabel 1,169 m
1 Salzburger Bergstabel 1,199 m
Längenmaße für Holz:
1 Stange Holz Fichte oder Tanne 6,807 m
Flächenmessung:
Klafter -, Schuh - und Zoll - Maße:
1 österreichische Quadratmeile 57,54 km²
1 Wiener Quadratklafter 3,596 m²
1 Wiener Quadratfuß 999,3 cm²
1 Wiener Quadratzoll 6,939 cm²
Raummessung:
Vom Hochmittelalter bis in das 18. Jhdt. war es bei uns üblich, allgemein zugängliche Maßstäbe, steinerne Metzen und Waagen öffentlich aufzustellen, damit die Kaufleute und die Gewebetreibenden ihre eigenen Maße vergleichen konnten und andererseits die Käufer selbst nachprüfen konnten, ob sie das richtige Maß erhalten hatten. Ein 1570 von Kaiser Maximilian II. erlassenes Maßpatent ordnete die öffentliche Anbringung der „Landmaße“ (Klafter und Elle) an Rathäusern oder Kirchen sowie die Aufstellung steinerner „Landmetzen“ auf Marktplätzen an.
In früheren Zeiten bis in das 19. Jhdt. wurde das Getreide nicht nach Gewicht gehandelt, sondern nach dem Volumen. Als Maß galt in Österreich zumeist der „Metzen“, ein sogenanntes trockenes Hohlmaß. Der Metzen wurde gestrichen voll gerechnet.
Klafter -, Schuh - und Zoll - Maße:
1 Wiener Kubikklafter 6,82 m³
1 Wiener Kubikfuß 31,59 dm³
1 Wiener Kubikzoll 18,28 cm³
Raummaße für Holz:
1 Pfanne Widholz (Brennholz) Fichte oder Tanne 398 m³
1 Pfanne Widholz Buche 341 m³
1 Rachel Widholz (1/48 einer Pfanne) Fichte oder Tanne 8,3 m³
1 Rachel Widholz Buche 7,1 m³
Hohlmaße für Sole:
1 Eimer 56,57 dm³ oder 56,6 l
1 March zu 180 Eimer 10,18 m³
1 Stube zu 2.000 Eimer (bis 1677) 113,14 m³
1 Stube zu 4.320 Eimer (bis ins 18. Jh.) 244,38 m³
1 Stube zu 3.240 Eimer (ab dem 18. Jh.) 183,29 m³
Hohlmaße für Getreide:
1 Gmundner Metzen (bis 1752) 62 l
1 Muth zu 30 Gmundner Metzen 1.860 l
1 Stockerauer Metzen (ab 1752) 61,49 l
Gewichtmessung:
Waagen sind als die ältesten Messinstrumente schon seit mehr als 7.000 Jahren in Verwendung. Die ursprünglichste Form ist die gleicharmige Balkenwaage, die bis ins 19. Jhdt. weit verbreitet in Verwendung stand. Ab dem 15. Jhdt. existierten landesfürstliche Zimentierungsämter als Vorgänger der heutigen Eichämter. Zimenter hatten als landesfürstliche Beamte Waagen, Gewichte und Längenmaßstäbe periodisch zu eichen, das heißt auf ihre Übereinstimmung mit verordneten Urmodellen zu überprüfen. Nach der Überprüfung brachte der Zimenter ein amtliches Zeichen an. 1777 ordnete Kaiserin Maria Theresia in einem „Zimentierungspatent“ die zweijährige Überprüfung von Längenmaßen, Gewichten und Waagen an. Steingewichte durften wegen hoher Betrugsgefahr nicht verwendet und auch nicht mit einem Zimentierstempel versehen werden.
Allgemeine Gewichtmaße:
1 Wiener Zentner (q) 56 kg
1 Wiener Pfund 0,56 kg
1 Loth 1,75 dkg
1 Quentchen 4,38 g
1 Meterzentner (Salinen ab 01.01.1876) 100 kg
Gewichtmaße für Salz:
1 Fuder Salz (100 – 115 Pfund im Lauf der Zeit) 56,6 – 64,4 kg
1 Fuder Salz (115 Pfund um 1769) 64,4 kg
1 Pfund Fuder = 240 Stück Fuder Salz 15,46 t
1 Schilling Fuder = 30 Stück Fuder Salz 1,93 t
1 Fass Salz (Zentnerfass) 61,6 kg
1 Küfel Salz 7,16 kg
1 Böhmische Kufe (150 Wiener Pfund) 84,0 kg
Metrisches System:
Das erste definierte metrische System wurde in Frankreich eingeführt. 1791 wurde gesetzlich die Absicht zur Schaffung eines solchen Systems festgelegt; seine Einführung erfolgte 1793 zur Zeit der Terrorherrschaft der Jakobiner. Erstmals in der Geschichte wurde ein künstlich entwickeltes Maßsystem eingeführt. Die Einführung des dezimalmetrischen Systems erfolgte mit dem Anspruch, ein Maßsystem „Für alle Zeit, für alle Völker“ zu schaffen. In Paris wird das Urmeter aufbewahrt, das als Referenzgröße geschaffen wurde.
Das erste metrische System war auf Zentimeter, Gramm und Sekunde aufgebaut (cgs-System, c für Centimeter) und diese Einheiten waren sehr praktisch in Wissenschaft und Technik. Spätere metrische Systeme basierten auf Meter, Kilogramm und Sekunde (mks-System), um leichter handhabbar für praktische Anwendungen zu sein. In der Technik und Industrie entstand das Technische Maßsystem, das als Basiseinheiten Meter, Kilopond (früher: Kraftkilogramm), Sekunde und Grad hatte. Metrische Einheiten haben sich über die ganze Welt verbreitet, zunächst in den nicht englischsprachigen Ländern, aber in letzter Zeit auch dort.
Das metrische System wurde in Frankreich nur langsam angenommen, aber Wissenschaftler und Techniker hielten seine Einführung als internationales System für wünschenswert. Am 20. Mai 1875 wurde ein internationaler Vertrag, die Meterkonvention, von siebzehn Staaten unterzeichnet. Verschiedene Organisationen und Laboratorien wurden gegründet, um ein einheitliches System zu schaffen und zu bewahren.
Das Metermaß wurde bei den österreichischen Salinen ab dem 1. Jänner 1876 eingeführt.
Das metrische System ist einfacher als die alten Maßeinheiten, weil verschieden große Einheiten immer glatte Zehnerpotenzen von anderen Einheiten sind. Diese Beziehung zwischen den Einheiten führt im Dezimalsystem zu leichten Umrechnungen von einer Einheit zur anderen.
Die gegenwärtig vorherrschende Ausprägung eines metrischen Systems ist das Internationale Einheitensystem (SI – System). Es wurde im Jahr 1954 – noch nicht unter seinem heutigen Namen und mit zunächst nur sechs Basiseinheiten – begründet und basiert ebenfalls auf Meter, Kilogramm und Sekunde, enthält aber auch weitere Grundeinheiten für Temperatur, elektrische Stromstärke, Lichtstärke und Stoffmenge.
Verwendete Quellen:
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts“, Wien, 1932
Franz Kieninger „Waldwirtschaft seit dem 14. Jahrhundert“, Werkszeitung Österreichische Salinen, 3. JG, 4. H, Wien, 1930
„Sole und Salz“, Ausstellung Bad Ischl, Katalog, Bad Ischl, 1987
Anton Dicklberger „Salinengeschichte Oberösterreichs“, Transkription Thomas Nussbaumer, Weitra, 2018
Alois Fellner „Bergmännisches Handwörterbuch“, Wien, 1999
Harald Witthöft „Vom Bergmaß im Schwazer Bergbuch“, Der Anschnitt 60, Bochum, 2008
Wikipedia „Maße und Gewichte“