13 Der Kaiser Matthias – Stollen + Eisenerz
Stollenname: „Erzherzog Matthias – Stollen“, ab 1612 „Kaiser Matthias – Stollen“
Kaiser Matthias, Regentschaft 1612 – 1619, Sohn Kaiser Maximilians II.
Angeschlagen: 1577
Länge: 420 m
Seehöhe: 959 m
1577 beschlossen die Bergverständigen des Salzamtes, nachdem schon 14 Jahre lang so viel herum gesucht und doch nichts Besonderes gefunden wurde, nur noch einen Probschurf aus der Neuhauser – Kehr im Obernberg – Stollen in eine Wehr umzugestalten und zur Ableitung der Sole unterhalb einen neuen Berg aufzuschlagen. Es war dies der Erzherzog Matthias – Stollen, der nach neunjährigem Vortrieb im Kalk endlich auf gesalzenes Haselgebirge stieß.
Die Matthias Stollen – Hauptschachtricht erreichte, wie erwartet, bald wieder die rückwärtige, östliche Salzgrenze. Ein probeweise angelegter Querbau erschloss jedoch gutes Haselgebirge auf größerer Länge.
Zur zweckmäßigeren Aufschließung des Ischler Salzberges wurden 1584 zwei Bergbeschauen vorgenommen. Im Erzherzog Mathias – Stollen sollte, weil sich das Salzgebirge veredelt hatte, hinter dem sogenannten Wasser - Bau ein neuer Bau gesetzt werden. Im Matthias – Stollen war man in der Zwischenzeit mit der Hauptschachtricht und zwei Probschürfen aus dem Salz in das wasserführende Kalkgestein gefahren.
1586 wurde beim Ischler Salzberg wieder eine Bergbeschau vorgenommen. Dabei ergab sich, dass der vom Erzherzog Mathias – Stollen abgeteufte Probschurf über eine ganze Bergdicke anhaltend, gutes Salzgebirge angetroffen hatte. Deshalb sollten die ungewissen Untersuchungsarbeiten in den Schurfstollen am Obereck („Moosegg“) und am Roßmoos rasch eingestellt und der Erzherzog Matthias – Stollen mit einem neuen Bergaufschlag, dem Neuberg – Stollen, unterfahren werden.
Situation der Schöpfbaue und Wehren im Kaiser Matthias – Stollen um 1654:
Insgesamt 9 Schöpfbaue;
Wasser -, Erzherzog Matthias -, Seeauer-, Rettenbacher-, Hippelsroider-, Kain-, Unserer lieben Frauen-, Haimb- und Klein Trattel – Bau.
Die 9 Schöpfbaue waren bereits vor 1648 verschnitten und wurden als Fürsten – sowie Kain und Trattel – Wehr mit Ablässen im Frauenholz – Stollen weiter verlaugt.
Die Matthias Stollen – Hauptschachtricht hatte bis zur Erreichung des Salzgrenze 387 Stabel (461,3m) Länge. 6 Stabel (7,2m) nach der Salzgrenze befand sich ein Probschurf in den Neuberg – Stollen hinunter. Auf der Fortsetzung der Matthias Stollen – Hauptschachtricht wurden 9 Baue angelegt. Nämlich der Wasser – und Erzherzog Matthias – Bau, die unter einem Himmel lagen und 42 Stuben (4.754m³) Sole enthielten. Die beiden Baue wurden vom Neuberg – Stollen aus mit einem Wehrofen unterfahren und als Fürsten – Wehr bezeichnet. 1725 brach die Sohle der im Matthias – Stollen gelegenen Fürsten – Wehr in die im Neuberg – Stollen unterhalb gelegene Raßfellner – Wehr durch. Die Fürsten – Wehr wurde später noch bis in den St. Johannes – Stollen hinauf verlaugt und erst um 1744 verlassen.
Die folgenden Baue, nämlich der Seeauer-, Rettenbacher-, Hippelsroider-, Kain-, Fraun-, Haimb- und Klein Trattel - Bau enthielten zusammen 60 Stuben (6.792m³) Sole und lagen gleichfalls unter einem Himmel. Sie wurden ebenfalls vom Neuberg – Stollen aus mit einem Wehrofen unterfahren und zu einer Ablass – Wehr vorgerichtet. Diese Wehr wurde bei der Verlaugung im Matthias – Stollen als Kain und Trattel – Wehr bezeichnet. Bei ihrer weiteren Verwässerung in den St. Johannes – Stollen hinauf wurde sie in Zierler – Wehr umbenannt. Die Zierler – Wehr war noch bis 1807 in Betrieb.
Hinter diesen Bauen war die Matthias Stollen – Hautschachtricht noch 16 Stabel (19,1m) lang. Ihr Feldort lag bereits im tauben Gebirge.
1654 betrug die noch unverlaugte Bergdicke vom Matthias – bis zum Obernberg – Stollen rund 10 Stabel (11,9m). Zur Gewinnung dieser Bergdicke und zur höheren Auswässerung der im Erzherzog Matthias – Stollen angelegten Wehren wurde 1725 der St. Johannes – Stollen eröffnet.
1656 befand sich in der Nähe des Matthias – Stollens ein teils gemauertes, teils hölzernes Berghaus. Als dieses später abgetragen wurde, verwendete man das noch brauchbare Holzwerk zur Errichtung einer, unweit des Neuberg - Stollens unter dem Namen Taxhaus erbauten, Holzstube. In dieser Holzstube wurden Bergbestandsknechte untergebracht.
Die Starhembergsche Visitationskommission von 1707 fand den Matthias – Stollen schon verschlagen, hinter dem Dammablass lagen niedergebrochene Wehren, die durch Raubwässerung noch ausgebeutet wurden, wobei die erzeugte Sole durch die Hauptschachtricht abfloss.
Die Einleitung des für die Verlaugung in den tieferen Stollen nötigen Süßwassers erfolgte aus dem Bach und den Quellen im Bereich des Matthias – Stollen Mundloches. Das in Holzröhren gesammelte Wasser wurde über die Matthias Stollen – Hauptschachtricht in den Berg hineingeleitet.
Ab 1769 wurde das zur Verwässerung der Wehren nötige Wasser durch einen Tagschurf oberhalb des St. Johannes – Stollen und von diesen über den Saherböck – Schurf auf die Matthias Stollen – Hauptschachtricht geleitet.
Ab 1784 wurde das zur Soleerzeugung nötige Wasser in einem „Einwässerungshüttel“ oberhalb des Matthias – Stollens aufgefangen und über den neu errichteten Einwässerungsschurf auf die Matthias Stollen – Hauptschachtricht abgeleitet. Von dort gelangte das Wasser, je nach Bedarf, entweder durch den Pfarrer Weissbacher – Schurf und die nachfolgenden Schürfe zu den auf der Abendseite (Westseite) in den tieferen Stollen gelegenen Wehren. Die morgenseitigen (östlichen) Wehren konnten über den v. Adlersberg – Umbau und den Weilenböcker – Schurf sowie die nachfolgenden Schürfe erreicht werden.
Situation der Wehren im Matthias – Stollen um 1850:
Insgesamt 3 Wehren, um 1850 alle totgesprochen;
Preuner und Raßfellner – Wehr, von Frauenholz - über Neuberg - bis Matthias – Stollen hinauf verlaugt. Zierler – Wehr und Fürsten – Wehr von Matthias – auf St. Johannes – Stollen hinauf verlaugt.
Der Einwässerungsweg führte bis 1933 im Matthias – Stollen über den Einwässerungs – Schurf auf die Hauptschachtricht und auf dieser weiter zum in den Neuberg – Stollen hinunterführenden Plenzner – Schurf. Außerdem kam eine weitere Wasserleitung aus dem St. Johannes – Stollen über den Saherböck – Schurf auf die Hauptschachtricht herunter.
1931 wurde bei der Hauptbefahrung beschlossen, den Matthias – Stollen aufzulassen, weil die Einwässerung zukünftig aus dem Törlbach über den Maria Theresia – Stollen erfolgen sollte. Deshalb wurden 1932 Abschlussdämme am Ende des Stollens sowie am Kopfe des Plenzner – und Weissbacher – Schurfes errichtet. Eine letzte Befahrung zur Kontrolle der Dämme erfolgte am 5. Februar 1934. Anschließend wurden die Stolleneingänge des Matthias – Stollens und des Einwässerungs – Schurfes endgültig verriegelt.
Verwendete Quellen:
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts“, Wien 1932
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936
Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006
Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981
Georg Kanzler „Ischls Chronik“, Ischl 1881, Reprint Bad Ischl 1983
Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 13.09.2016
Anton Dicklberger „Systematische Geschichte der Salinen Oberösterreichs“, I. Band, Ischl 1807, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 06.2018
Grubenkarte um 1700
Felsritzzeichen nahe dem Matthias Stollen
Einwässerungsschurf in den Matthiasstollen
Errichtet 1784 - In Betrieb bis 1934
Ab 1784 wurde Wasser in einem „Einwässerungshüttel“ oberhalb
des Matthias – Stollens aus dem Sulzbach und von einer starken
Quelle (Kaltenbrunn-Quelle)
aufgefangen und über den neu errichteten Einwässerungsschurf auf die
Matthias Stollen – Hauptschachtricht abgeleitet.
Von dort gelangte das Wasser, je nach Bedarf, entweder durch den
Pfarrer Weissbacher – Schurf und die nachfolgenden Schürfe zu den
auf der
Abendseite (Westseite) in den tieferen Stollen gelegenen Wehren.
Die morgenseitigen (östlichen)
Wehren konnten über den v. Adlersberg – Umbau und den
Weilenböcker – Schurf sowie
die nachfolgenden Schürfe erreicht werden.
Bergmeister Franz v. Schwind begann 1842 mit der
Verlegung gusseiserner Wasserleitungsröhren am Ischler Salzberg. Dadurch war es möglich den langen Weg, den die in den oberen Horizonten
gesammelten Wässer zur Füllung der Laugwerker zurücklegen mussten, wesentlich abzukürzen, da die eisernen Leitungen im Gegensatz zu den Holzrohren unter höheren Druck stehen konnten. Die rasche Zufuhr größerer Wassermengen in die Erzeugungswerker sowie die Trockenlegung
der von den nässenden Holzröhren durchfeuchteten Strecken war nun möglich.
Im September 2018 wurde von Mitgliedern der IGM das Mundloch des Einwässerungsschurfes freigelegt, dabei kam ein überraschend gut erhaltenes Portal zu Tage.
Text: Archiv Salinen Austria, Archiv IGM
Wasserbassin zur Einwässerung in den Matthiasstollen
Errichtet 1883 - In Betrieb bis 1934
1883 wurde zur Sicherung des Maschinen- und Wässerungsbetriebes in
wasserarmen Zeiten
die Herstellung eines großen Wassersammeltroges aus Beton in der
Nähe des
Matthias – Stollens an Stelle des seit Alters her bestehenden
vermorschten Sammelkastens
aus Holz genehmigt.
Dieser, mit einer einfachen hölzernen Hütte überdeckte
Wassersammeltrog, diente
zur Speisung der Fördermaschine und für den Laugbetrieb.
Im September 2018 wurde von Mitgliedern der IGM beim
ca. 100 m3 fassenden
Wasserbassin beim Matthiasstollen der Beckenrand von Bäumen befreit,
welche zum Einem die Sicht auf dieses Bauwerk einschränkten,
andererseits durch ihre Wurzeln die Betonmauer zu sprengen drohten.
Dieses Wasserbassin wird von der sehr ergiebigen "Kaltenbrunn-Quelle" gespeist.
Dieses Becken ist das grösste noch erhaltene Bauwerk welches aus"Pernecker Romanzement"- hydraulischem Pernecker Kalk, oder auch "Hydrauer" genannt, errichtet wurde. Dieser wurde in grossem Mengen im Zementwerk beim Josefstollen hergestellt.
Text: Archiv Salinen Austria, Archiv IGM
Im Eisenerz
Die Eisenerz – Stollen
Stollennamen: 2 untere, 1 mittlerer und 1 oberer Eisenerz - Stollen
Angeschlagen: vor 1500
Länge: linker unterer Stollen ca. 40 m
rechter unterer Stollen verbrochen
mittlerer Stollen verbrochen
oberer Stollen 43 m
Seehöhe: linker unterer Stollen 1018 m
rechter unterer Stollen 1024 m
mittlerer Stollen 1040 m
oberer Stollen 1105 m
1. Geschichte:
Im Salzkammergut hat es in historischer Zeit auch Erzbergbau gegeben. Allerdings ist es zumeist bei Schurfversuchen geblieben und nur in einigen Fällen zu einem kurzzeitigen Abbau gekommen.
Bei den Erzlagerstätten handelt es sich ausschließlich um sulfidische Erze wie Schwefelkies, Bleiglanz, Kupferkies und Zinkblende, die von Spateisenstein und Brauneisenerz begleitet werden und an der Grenze zwischen Werfener Schiefer und Dolomit auftreten.
Auf der Reinfalzalm oberhalb des Ischler Salzberges lässt sich im sogenannten „Eisenarz“ eine Eisengewinnung bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Um 1500 betrieb dort ein gewisser Hans Gaisbrucker aus Lauffen einen Bergbau auf Schwefelkies und Brauneisenerz samt Vitriolsiederei.
Vom Eisenbergbau sind noch die Reste von 4 Stollenmundlöchern im Gelände zu finden. Die Eisenschmelzhütte stand wahrscheinlich am Fuße des Salzbergs knapp unterhalb des Mundloches des Leopold – Stollens. Dies wird durch Schlackenreste, die dort im Bereich des abgetragenen unteren Stadels, der ehemaligen Einschlagstube und bis zum Auer - Brunnen im Erdreich zu finden sind, bestätigt.
Die Vitriolerzeugung erfolgte durch Rösten des Schwefelkieses, Ausziehen, des einem mehrmonatigen Verwitterungsprozess unterworfenen Schwefeleisens mit Wasser und Einkochen der Lösung bis zum Auskristallisieren der blaugrünen Vitriolkristalle. Für diesen Röst- und Siedeprozess wurden jährlich 100 Rachel Holz, das sind rund 700 m³, verbraucht.
Die Vitriolsudhütte befand sich unweit des Matthias – Stollens am Fuß der Sudhüttenwand. Noch heute kann man hier die rund 100 m³ große Halde erkennen. Die Abfallprodukte des Vitriolsiedens stellen eine stark rotgefärbte, erdige Masse dar, die von den Maurern und Zimmerleuten als Rötel verwendet wurde.
Über das Schicksal der Vitriolsiederei am Reinfalz schreibt Dicklberger (1820): Als im Jahre 1562 der Aufschluss des Ischler Salzberges durch Hans Praunfalk, Verweser in Aussee, angeregt wurde, erging gleichzeitig die hohe Weisung, „den Salzberg zu belegen, das Salzlager aufzusuchen, die Waldungen am Reinfalz, Mitterberg und in dieser Umgebung fleißig zu hegen, und alles Schmelzen und Sieden des Vitriols an diesen Orten gänzlich einzustellen, um in den künftig zum Salzsudwesen nötigen Wäldern keine Verschwendung zu dulden.“ Diesen Befehl gab Kaiser Ferdinand I. am 25. September 1562 und ein Jahr später wurde dann der Ischler Salzberg angefahren.
Damit war das Schicksal der Vitriolsiederei besiegelt.
In den 1920er Jahren wurden zwei der Stollen, mit denen man das Erzlager anfuhr, vom Pernecker Bergknappen Josef Hütter wiederentdeckt. Der obere Eisenarz - Stollen war nach Angabe alter Bergleute im Jahre 1866 vom damaligen Bergverwalter August Aigner auf eigene Faust nachgerüstet worden. Der linke untere Eisenerz - Stollen wurde Ende der 1930er Jahre von einer Gruppe Linzer Höhlenforscher 12 m nachgezimmert. 2014 wurde unter der Leitung von Horst Feichtinger ein 7 m langer neuer Stollenteil im Mundlochbereich des oberen Eisenerz – Stollens ausgeräumt.
1858 hatte man beim Auffahren der Stampfer – Kehr im Maria – Theresia – Horizont dieselbe Erzformation durchfahren. Der vertikale Abstand zwischen dem Eisenarz und der Stampfer – Kehr beträgt rund 400 m.
2. Lage und Geologie:
Das Gebiet des Eisenarzes liegt einige 100 Meter südlich der Reinfalzalm (1026 m) auf dem Ischler Salzberg. Hier verläuft am Nordfuß der Sudhüttenwand ein Graben steil im Wald Richtung SE. Dieser Graben ist tektonischen Ursprungs und bildet die Grenze zwischen Kalk (Jura) im NE und Dolomit (Trias) im SW. Der Graben reicht bis zum Scheitel des Rückens, der von der Sudhüttenwand und der Zwerchwand in ca. 1170 m Seehöhe gebildet wird.
Von den sich im Bereich des Grabens befindlichen Stollen aus dem 16. Jahrhundert ist heute nur mehr der nach seinem Wiederentdecker (1920) auch „Hütter – Stollen“ genannte obere Eisenerz – Stollen noch bedingt befahrbar. Von den 3 anderen findet man nur mehr Pingen und Halden, vom linken unteren Eisenerz – Stollen steht sogar noch das Mundloch. Oberhalb des Hütter – Stollens ist die Vererzung an einem Harnisch aufgeschlossen. Ansonsten gibt es Obertags keine Aufschlüsse mehr.
Die Vererzung ist an der Schichtgrenze von Werfener Schiefern zum Hallstätter Dolomit vorzufinden. An sulfidischen Erzen findet man Bleiglanz, Zinkblende und Schwefelkies. Calcit, Dolomit und Siderit (Eisenkarbonat) bilden die Karbonate sowie Brauneisenstein und Quarz die Oxide.
In den auffindbaren Erzstücken nimmt Dolomit den breitesten Raum ein, Calcit und Siderit sind selten. Als typisches Verwitterungsmineral findet man Brauneisenstein nur oberflächennah. Das auffälligste und vorherrschende Sulfidmineral ist Bleiglanz, der bis zu 8 mm dicke, mit freiem Auge gut erkennbare Adern ausfüllt. Zinkblende kann nur mikroskopisch festgestellt werden. Schwefelkies findet man überhaupt nicht. Die vorhandene Vitriolsiederei setzt aber ein Schwefelkiesvorkommen voraus.
3. Stollen:
3.1. Linker unterer Eisenerz – Stollen:
Der linke untere Eisenerz – Stollen liegt auf einer Höhe von 1018 m und ist leicht zu finden, da die vom Mundloch des Stollens aufsteigenden feucht – kalten Wetter einen weithin sichtbaren Dunststreifen bilden. Sein Eingang ist fast während des ganzen Jahres vereist. Der Stollen wurde Ende der 1930er Jahre auf eine Länge von 12 m neu nachgezimmert. Im Anschluss daran ist er seit etwa 1985 verbrochen. Der Stollen war ursprünglich auf einer Länge von etwa 30 m befahrbar. Nahe seinem hinteren Ende befand sich ein Schacht, der in einer Teufe von ca. 15 m vollkommen verbrochen war.
Der ganze Stollen samt Schacht steht im Jurakalk und es waren unter Tage keinerlei Anzeichen zu finden, dass er jemals eine andere Gesteinsformation angefahren hat. Die Halde besteht größtenteils aus demselben Gestein, doch sind vereinzelt auch Stücke von Werfener Schiefer zu finden. Da kein vererztes Gestein auffindbar ist, kann man daraus schließen, dass der Stollen die Vererzung überhaupt nicht erreicht hat.
3.2. Rechter unterer Eisenerz – Stollen:
Der bisher in der Fachliteratur noch unbekannte rechte untere Vitriolstollen wurde bei Geländebegehungen von F. Federspiel, H. Feichtinger und E. Ramsauer im Sommer 2016 entdeckt.
Dieser Stollen liegt rund 70 m südwestlich des linken unteren Vitriolstollens in einer Seehöhe von 1024 m. Der Verlauf der Stollenpinge ist in einem Bachanriss noch deutlich erkennbar. Die ausgedehnte Stollenhalde besitzt an der Krone eine Länge von gut 28 m. Sie ist aus feinkörnigen, reichlich Erz führenden Hauwerk aufgebaut. Die Größe der Halde weist auf den vermutlich ausgedehntesten Grubenbau des ganzen Revieres hin. Vom Haldenfuss führt, der abschnittsweise noch gut erkennbare Erzweg zur ehemaligen Vitriolsudhütte beim Matthias Stollen.
3.3. Mittlerer Eisenerz – Stollen:
Der mittlere Eisenerz - Stollens befindet sich in 1040 m Seehöhe im unteren Teil des im Eisenarz beginnenden, steil ansteigenden Grabens. Vom Stollenmundloch ist nichts mehr erhalten, jedoch die Pinge und die Halde sind noch deutlich im steil abfallenden Gelände erkennbar. Neben Proben des Hallstätter Dolomits und der Werfener Schichten können zahlreiche Stücke mit relativ reicher Bleiglanzvererzung gefunden werden. Diese Halde ist die reichste der 4 Stollen.
3.4. Oberer Eisenerz – Stollen:
Das Mundloch des oberen Eisenerz – oder Hütter – Stollens liegt auf 1105 m Seehöhe und ähnelt sehr einem natürlichen Höhleneingang. Erst wenn man den schmalen Eingangsbereich durchkrochen hat, kommt man in eine kammerartige Erweiterung, in der sich noch die Reste einer alten Holzzimmerung befinden. Die Raumhöhe beträgt im Zentrum der Halle bis zu 3,5 m. Seitlich führt ein kurzer Stollen an einem Felspfeiler vorbei in eine zweite Kammer, die ebenfalls nur kriechend zu erreichen ist. Der zweite Abbauraum verläuft parallel zur ersten Kammer und ist nach SE versetzt. Ein dritter Abbauraum kann über einen kurzen, engen Schluf erreicht werden. Die etwa 4,5 m lange und rund 1,5 m hohe Abbaukammer zeigt an der Decke weiße Sinterbildungen, die sich deutlich von den schwarzen Gesteinsüberzügen abheben. Die weitere Stollenfortsetzung dürfte durch einen Verbruch verschlossen sein. Über die einstige Ausdehnung des Stollens liegen keine Unterlagen mehr vor.
Während die erste und zweite Kammer im Dolomit stehen, sind in der dritten Kammer Verquetschungen zwischen Dolomit und Werfener Schiefern feststellbar.
Der 2014 von Horst Feichtinger neu entdeckte 7,5 m lange Stollenteil beginnt rund 5 m hinter dem Mundlochbereich. Er führt mit 50 cm Breite und 90 cm Höhe geradlinig und eben in SE Richtung. An der Stollendecke sind Versinterungen und mineralische Ausblühungen zu beobachten.
Auf der Halde dieses Stollens liegen zahlreiche, schwarze Brocken, die sich erst nach dem Zerschlagen als erzführend erweisen. Der manganhaltige, schwarze Überzug ist durch die jahrhundertlange Einwirkung der Verwitterung auf das Gestein entstanden. Die Vererzung besteht auch hier hauptsächlich aus Bleiglanz.
4. Vitriol – Erzeugung und Verwendung:
Vitriole sind Mineralien die zu den Salzen der Schwefelsäure (Sulfate) gehören. Das weiße Zinkvitriol, das grüne Eisenvitriol und das blaue Kupfervitriol sind die wichtigsten Vertreter dieser Mineralklasse.
Der Begriff Vitriol stammt aus dem Lateinischen und wird mit „gläsern“ übersetzt, angelehnt an das glasartige Aussehen der Kristalle von Vitriolen.
Vitriole kommen als Oxidationsprodukte sulfidischer Erze vor. Sie werden durch Auffangen der vitriolhaltigen Sickerwässer oder durch das Auslaugen von verwitterten, oxidierten Metallerzen gewonnen. Georgius Agricola beschreibt in seinem 1556 erschienen Werk „Von den 12 Büchern der Metallkunde“ die Herstellung von Vitriol. Schwefelkies wurde mit Heißwasser ausgelaugt, das Vitriol aus der Lösung ausgefällt und der dabei entstehende Vitriolschlamm zur Verdampfung der Restfeuchte in einem Siedeofen erhitzt.
Eisenvitriol wurde vorrangig zum Einfärben von Leder, dem sogenannten „Lederschwärzen“ verwendet. Weiters fanden Eisenvitriole in der Stofffärberei, zur Herstellung von Farbstoffen und Tinte sowie als Desinfektionsmittel Verwendung.
Die Vertreter der mittelalterlichen Alchimisten sahen hinter den Vitriolen mehr als nur Mineralien. Für die Alchimisten waren Vitriole der äußere Stein der Weisen, mit dessen Hilfe die Umwandlung scheinbar wertloser Materialien in Edelmetalle wie Gold und Silber möglich sein sollte. Trotz jahrhundertelanger Forschungen gelang es den Alchimisten nicht mit den Vitriolen Gold und Silber zu erzeugen.
Verwendete Quellen:
Anton Dicklberger „Systematische Geschichte der Salinen Oberösterreichs“, I. Band, Ischl 1817, Transkription Thomas Nussbaumer, Weitra 2018
Ludwig Antes und Siegfried Lapp „Über die Vererzung auf der Reinfalzalm“, Leoben 1966
Othmar Schauberger „Der historische Bergbau im Salzkammergut“, Mitt. der österr. Arge für Ur- u. Frühgeschichte, Bd. 24, Wien 1973
Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981
Alfred Pichler „Lipplesgrabenstollenhütte“, Landesverein für Höhlenkunde, Linz 2003
Wilhelm Freh „Der Eisenbergbau im Lande ob der Enns“, Linz 1949
Erich Haslinger „Erzvorkommen im Salzkammergut“, Wien 1962