15 Der Mitterberg – Stollen
Stollenname: „Mitterberg – Stollen“ als Lokalitätsname
Angeschlagen: 25.7.1563
Länge: 130 m
Seehöhe: 886 m
Unter Kaiser Ferdinand I. wurde am 25. Juli 1563 der Mitterberg – Stollen, als der erste und ursprüngliche Salzstollen am Ischler Salzberg eröffnet.
Eine am 15. Oktober 1567 von Georg Neuhauser Salzamtmann, Balthasar Blindhammer Hofschreiber zu Hallstatt, Jakob Schmiedauer Unterpfleger zu Wildenstein, mit Beiziehung der Bergmeister und anderer werkskundiger Personen von den Salinen zu Hallstatt und Aussee durchgeführte Bergbeschau ergab, dass im Mitterberg – Stollen eine Schachtricht mit 2 Sinkwerken im gesalzenen Gebirge abgeteuft worden war. Daraus schöpfte man große Hoffnung ein bauwürdiges Salzlager aufzufinden, um in Ischl eine Saline errichten zu können.
Zur weiteren Untersuchung des aufgefundenen Salzlagers beschloss man, von dem auf 47 Stabel (56,2m) im gesalzenen Gebirge abgeteuften Sinkwerk einen Ebenschurf anzulegen und von demselben wieder ein Sinkwerk abzuteufen. Bei weiterer Tiefenerstreckung des Salzgebirgs sollte dieses schließlich mit einem tieferen, beim „Hohensteg“ anzulegenden Stollen unterfahren werden.
Im Jahr 1575 wurde am Ischler Salzberg eine neuerliche Bergbeschau und Beratschlagung durch werksverständige Personen der Salinen Aussee, Hallstatt und Ischl vorgenommen.
Im Mitterberg – Stollen befanden sich zwei zugerichtete Schöpfbaue, welche bereits zur Soleerzeugung benützt wurden. Der Bergmeister und Bergschaffer von Ischl, welche zweimal das Salzwesen in Hallein und Schellenberg gesehen hatten, schlugen vor, diese Baue zur Vermeidung des kostspieligen Soleschöpfens und der Säuberung, wie es bei den Salinen im Salzkammergut noch gebräuchlich war, durch den Steinberg - Stollen zu unterfahren und zu Ablasswehren umzurüsten. Dieser für nützlich erkannte Vorschlag wurde ausgeführt, die Verbindung mit dem Steinberg Stollen – Hauptschachtricht nächstgelegenen Schöpfbau hergestellt und danach im Mitterberg – Stollen die erste Ablasswehr nach „Schellenberger Form“ der oberösterreichischen Salinen in Betrieb genommen. Damit war der Anfang gemacht, die uralten Schöpfbaue durch Ablasswerke zu ersetzen. Es hat aber noch lange Zeit gebraucht, sie ganz zu verdrängen.
In einem 1654 erstellten Grubenriss erkennt man, dass die Mitterberg Stollen – Hauptschachtricht nach 66 5/8 Stabel (79,4m) Vortrieb im Kalkstein das Salzgebirge erreichte. Dieses wurde ausgelängt und eine 99 Stabel (118,3m) lange Nebenschachtricht, die so genannte „Neue Kehr“, angelegt. Das Feldort der Neuen Kehr stand in tauben Gebirge. Auf der Neuen Kehr befand sich vorne eine alte, 1654 bereits versottene Wehr, welches die erste, 1575 nach schellenbergischer Form zugerichtete, Ablasswehr gewesen ist. Dahinter befand sich ein 44 Stabel (52,6m) langer Hauptschurf in den Steinberg – Stollen hinunter, welcher zur Wetterführung und Einwässerung diente.
Auf der weiteren Fortsetzung der Mitterberg Stollen – Hauptschachtricht, welche im Reformationslibell aus 1656 als „Krechenschafftgericht“ („gerade Schachtricht“) bezeichnet wird, war rechts ein Bau angelegt. Dieser wurde vom damaligen Bergmeister Hanns Kalß und vom Schaffer Wolfgang Kalß zur Ersparung des kostspieligen Schöpfens und Verminderung der Unkosten bei der Säuberung, durch den Steinberg – Stollen unterfahren und gleichfalls zu einer Wehr nach Schellenberger Form zugerichtet. Weiters befand sich auf der Hauptschachtricht linkerhand ein 32 Stabel (38,2m) langer Ebenschurf, welcher anfangs als Aufdeckungsschlag betrieben wurde, dann durch ein Flügelort mit der Nebenschachtricht oder „Neuen Kehr“ verbunden und später mit einem Lettendamm, die „Schwarzel-Wehr“ genannt, verschlagen worden ist.
Als man mit 34 ½ Stabel (41,2m) auf der Hauptschachtricht-Fortsetzung das Salzgebirge verlies und Süßwasser erbaute, wurden mehrere Wasseröffen ausgeschlagen. Zusätzlich wurde 7 Stabel (8,4m) oberhalb des Mitterberg – Stollens der erste Wasserstollen angelegt und auf 93 Stabel (111,1m) Länge vorgetrieben.
Durch die Unerfahrenheit der Bergmeister, die den Kalk im Hinterhaupt für eine Einlagerung wähnten, nach deren Durchstoßung wieder Salz kommen müsse, wurden starke Selbstwässer angefahren, deren Gewältigung große Schwierigkeiten bereitete.
Die gesamte Länge der Mitterberg Stollen – Hauptschachtricht, welche ein Gefälle von insgesamt 4 ¼ Stabel (5,1m oder 4%) hatte, betrug 108 Stabel (129,1m). Davon standen lediglich 65 Stabel (77,7m) im Haselgebirge, der Rest im dichtem, wasserführenden Kalk.
Die Haselgebirgsaufschlüsse im Mitterberg – Stollen bildeten nur einen abgeschnürten Teil des Hauptlagers von geringer Ausdehnung, der durch die Anlage von 3 Schöpfbauen voll ausgenützt war.
Der Mitterberg – Stollen war um 1656 schon ausbenützt und diente nur noch der Ausleitung der Grubenwässer. Deren Einbruch war bereits 1596 erfolgt und die Menge des erschrotteten Wassers so groß, dass es ein Mühlrad zu treiben vermochte. Trotz aller Mühe war es nicht möglich gewesen, die Einbruchstelle zu finden, man musste sich schließlich begnügen, die Raubwässer auf der Hauptschachtricht zusammenzufassen und in Rinnwerken zutage zu leiten. Wegen des Wassereinbruches von 1596 musste die Hauptschachtricht fast zur Gänze in teurer Holzzimmerung unterhalten werden. Außerdem diente der Mitterberg – Stollen noch zur Bewetterung des Steinberg – Stollens.
1689 wurde der Mitterberg – Stollen schließlich gänzlich verlassen.
Verwendete Quellen:
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts“, Wien 1932
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934
Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981
Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 13.09.2016
Anton Dicklberger „Systematische Geschichte der Salinen Oberösterreichs“, I. Band, Ischl 1807, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 06.2018
B. Pillwein „Geschichte, Geografie und Statistik des Erzherzogtums ob der Enns und des Herzogtums Salzburg“, 2. Teil Traunkreis, Linz 1828