14 Der Neuberg – Stollen
Stollenname: „Neuberg – Stollen“ als neuer Bergaufschlag unterhalb des
Obernberg – Stollens, dem späteren „Lipplesgraben – Stollen“
Angeschlagen: 1586
Verlassen: 1879
Länge: 994 m
Seehöhe: 909 m
Kaiser Rudolph II. setzte eine Kommission zusammen, um eingerissene Missbräuche im Kammergut abzustellen und die Umsetzung der im Reformations – Libelle von 1563 festgesetzten Bestimmungen zu gewährleisten. Deshalb wurde 1586 beim Ischler Salzberg eine Bergbeschau vorgenommen. Die Bergbeschau empfahl, zur geforderten Steigerung der Salzgewinnung, den Anschlag eines neuen Stollens, den des Neuberg – Stollens.
Da durch den vom Erzherzog Matthias – Stollen betriebenen Untersuchungs – Schurf („Probschurf“) das Salz über die ganze, geplante Bergdicke nachgewiesen werden konnte, begann man noch 1586 mit dem Vortrieb des Neuberg – Stollens.
Man überlegte bereits den Neuberg – Stollen im nordseitigen Steilgelände des Mitterberges anzuschlagen. Dadurch wäre die Hauptschachtricht wesentlich kürzer, als beim Vortrieb von Westen aus, geworden. Der Bau einer 300 Stabel (357,6m) langen Strecke im harten Kalkstein, die Schwierigkeit Rüstholz zuzuliefern sowie einen Haldensturz im Steilgelände zu errichten waren wichtige Gründe, den Aufschluss doch von Westen her zu starten. Außerdem konnte das benötigte Gruben- und Gestängeholz von der Steinbergsäge mühelos angeliefert werden. Auch an den, bereits vom Erzherzog Matthias – Stollen zur Ableitung der im Obernberg – Stollen gewonnenen Sole, errichteten Strehn konnte man kostengünstig anschließen.
Zur Beschleunigung der Aufschlussarbeiten leitete man im Jahre 1589 einen Gegenbau aus einer vom Matthias – Stollen abgeteuften Grube ein. Bei diesem in wasserführenden Kalk anstehenden Gegenbau hatte man jedoch mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, der Vortrieb geriet ins Stocken, als man noch 160 Stabel (191,2m) bis zur Durchschlagsstelle aufzufahren hatte. 1590 sollte der weitere Vortrieb des Gegenbaues sogar eingestellt werden, wogegen sich aber die Ischler Bergmeisterschaft mit Erfolg wehrte. Bis zum Durchschlag musste jedoch das zufließende Wasser sowie das ausgeschlagene Gestein kostspielig in den Erzherzog Mathias – Stollen mittels Handhaspel aufgezogen werden.
Situation der Schöpfbaue im Neuberg – Stollen um 1654:
Insgesamt 11 Schöpfbaue;
Eder - , Wildenhofer - , Wolkenstainer - , Daniman - , Preuner - , Wangner - , Hintersteiner - , Rossner - , Urschenbeck - , Lichensteiner - und Mondseer- oder Manser - Bau. In der Fortsetzung der Neuberg Stollen – Hauptschachtricht lagen 11 Baue. Schon 1648 lagen der Eder-, Wildenhofer-, Wolkensteiner-, Daniman-, und Preuner - Bau unter einem Himmel vereinigt und hatten bei 22 Stuben (2.490,4m³) Soleinhalt noch 11 Stabel (13,2m) bis auf die Sohle des Neuberg – Stollens zu versieden. Die verschnittenen Baue wurden im Frauenholz – Stollen mit einem Wehrofen unterfahren, konnten über einen Ablassdamm entleert werden und wurden als Graf Preuner- Wehr bezeichnet.
Der Wagner- und Hintersteiner - Bau lagen gleichfalls unter einem Himmel, wurden zu einer Ablasswehr vorgerichtet und haben sich dann mit den fünf vorhergegangenen Bauen in der Preuner und Raßfeldner - Wehr vereinigt.
Der Roßner - Bau vereinigte sich gleichfalls mit den genannten Bauen in der Preuner und Raßfelner – Wehr.
1730 erfolgte der Durchbruch der Graf Preuner – Wehr auf die im Frauenholz – Stollen liegende Raßfelner – Wehr. Nachdem die nun vereinigte Preuner und Raßfellner – Wehr 1733 mit neuen Dämmen und 1734 mit neuen Ablasskästen versehen worden war konnte sie nun bis auf den Matthias – Stollen hinauf verlaugt werden. Zur Erleichterung der Säuberung wurde aus dem Matthias – Stollen eine Säuberungsgrube abgeteuft. 1744 musste die Preuner und Raßfellner – Wehr verlassen werden, da sie sich dem Deckgebirge gefährlich genähert hatte. Die Preuner und Raßfellner – Wehr diente dann noch einige Zeit als Einschlagswerk für die im St. Johannes – Stollen gelegene Zierler – Wehr.
Der Urschenbek-, Lichtensteiner- und Mansen- Bau standen ebenfalls unter einem Himmel, enthielten 12 Stuben (1.358,4m³) Sole, und konnten als eine Wehr mit Ablassdamm, die Klementen – Wehr, durch den Frauenholz – Stollen entleert werden. Die Klementen – Wehr wurde nur im Neuberg – Horizont verwässert und noch vor 1800 verlassen.
Hinter dem Manser - Bau befand sich noch ein Einwässerungsschurf in den Frauenholz – Stollen hinunter.
Auch die Neuberg Stollen – Hauptschachtricht wurde zu weit ins Liegende vorgetrieben und hatte in den Kalklüften Süßwasser angefahren. Nach einem 1641 erfolgten Wassereinbruch wurde ein Lettendamm errichtet, das Süßwasser aufgefangen und in Holzröhren sicher bis nach Obertage geführt.
1707 enthielt der Neuberg – Stollen 11 in drei Gruppen verschnittene Schöpfbaue, die noch als 3 Dammwehren betrieben wurden, von denen jedoch nicht mehr viel zu erwarten war.
Situation der Wehren im Neuberg – Stollen um 1850:
Insgesamt 4 Wehren, um 1850 alle tot gesprochen;
Seeauer - Wehr, Lang - Wehr, Klementen - Wehr, Paul Müller - Wehr.
1840 wurden die ersten Grubenausmauerungen am Ischler Salzberg im Ritschner – Umbau des Neuberg – Stollens ausgeführt.
Bis 1933 wurden im rückwärtigen Teil des Neuberg – Stollens für den Einwässerungsweg in die tiefer gelegenen Horizonte der Albrechten – Umbau, der Ritschner – Umbau und der Schwind – Schurf offengehalten.
Verwendete Quellen:
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts“, Wien 1932
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934
Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936
Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006
Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981
Georg Kanzler „Ischls Chronik“, Ischl 1881, Reprint Bad Ischl 1983
Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 13.09.2016
Anton Dicklberger „Systematische Geschichte der Salinen Oberösterreichs“, I. Band, Ischl 1807, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 06.2018