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23 Pernecker Gipsbergbau:

Gips ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate“ (Salze der Schwefelsäure). Er besitzt die chemischen Zusammensetzung Ca[SO4]·2H2O und entwickelt meist tafelige oder prismatische bis nadelige Kristalle, aber auch körnige bis massige Aggregate.

Im Allgemeinen ist Gips farblos oder weiß. Er kann aber durch Aufnahme von Fremdionen oder Beimengungen unterschiedlicher Art (Sand, Bitumen, Eisen) eine gelbliche, rötliche, graue oder braune Farbe annehmen.

Gips ist ein chemisch gebildetes „Sediment“ (Ablagerungsgestein), das sich so wie Salz beim Austrocknen von flachen Meeresbecken ablagert. Durch die Ausbildung von Dolinen und Erdfällen sind Gipslager sehr leicht zu erkennen, selbst dann, wenn sie an der Oberfläche mit Erdreich überdeckt sind.

Nach dem Steinsalz ist der mit ihm lagerstättenmäßig eng verknüpfte Gips als zweitwichtigstes Bergbauprodukt des Salzkammergutes zu nennen. Gips tritt vornehmlich in der Umgebung von Ischl, Goisern und im Ausseer Land entweder als Bestandteil des ausgelaugten Salzhutes oder in Form selbstständiger Gipsstöcke auf, die in einer Teufe zwischen 30 – 40 m in Anhydrit, als die wasserfreie Form des Gipses, übergehen.

   

Die Ausbeutung der im Salzkammergut vorkommenden nutzbaren Gesteinsarten, blieb zumeist der privaten Tätigkeit überlassen. Sie war an die Bewilligung des Oberamtes gebunden, das dafür einen bescheidenen Pachtzins verlangte.

Dazu gehörte vor allem die Gewinnung von Gips, der im Ischler Bezirke an vielen Stellen offen zutage lag und dessen Abbau und Verarbeitung zu Ende des 18. Jahrhunderts einen beachtenswerten Umfang angenommen hatte. Das Salzamt legte dem Gipsgraben keine Schwierigkeiten in den Weg und bewilligte es überall dort, wo es den Salzbergbau nicht beeinträchtigte. Auch sorgte es dafür, dass der Abbau in Ordnung geführt und die gebotenen Vorsichtsmaßregeln befolgt wurden. Meist brachen und verarbeiteten die Grundeigentümer den Gips selbst und verhalfen dabei vielen Salzarbeitern zu einem lohnenden Nebenverdienst.

Gipsbrüche bestanden anfangs in der Umgebung von Ischl im Schönmanngraben westlich von Kaltenbach, in Lindau bei der Grabenmühle, in der hinteren Ramsau, in Roith und im Kiliansgraben unter dem Jainzenberg, in Sulzbach am Südfuß des Siriuskogels sowie in Perneck und Obereck.

 

1824 förderten die Gipsgräber am Hundskogel aus einem 30 Klafter (57 m) langen, alten Schurfstollen.

1828 werden weitere Gipsbrüche auf der Hießeben bei Hallstatt, in Zlanbach bei Steg sowie in der Strub im Goiserer Weißenbachtal genannt. 1832 konnte das Pflegeamt zu Wildenstein von den acht ausgeschriebenen Gipsbrüchen nur mehr sechs verpachten, der Betrieb erforderte nach Ausbeutung der oberen Schichten viel Abraumarbeit und lohnte sich dann nur mehr wenig.

1844 standen noch Gipsgruben in Perneck sowie in Goisern am Leisling, am Herndlberg und in der Wiesleben in Betrieb. Weiters wurde auch am Hütteneck bei Goisern, in einer 1839 entdeckten Lagerstätte, Gips abgebaut.

Den großen Gipsbruch in der Strub im Goiserer Weißenbachtal hatte 1839 ein Felssturz verschüttet. In Wienern am Grundlsee wurde 1844 mächtiges Gipslager entdeckt und noch im selben Jahr vom Salzamt verpachtet. Dieser kleine Abbau wurde aber wegen der damals ungünstigen Bringungsverhältnisse rasch eingestellt. Diese Lagerstätte wird aber seit 1952 wieder genutzt. Bis heute baut die Firma Rigips im Tagbau rd. 300.000 t Rohgips jährlich ab.  

Gips, der in gemahlenen Zustand vor allem als Düngemittel guten Absatz fand, wurde in der Ischler Gegend besonders in Perneck abgebaut. 1847 waren die dortigen Gipsgruben bereits ziemlich erschöpft und ein weiterer Abbau nicht mehr lohnend. Deshalb war es für das Salzamt schwierig neue Pächter für den Weiterbetrieb der Gipsgruben zu finden.

In Perneck wurde der Gipsabbau vor allem im bäuerlichen Nebengewerbe betrieben. Die Tätigkeiten erfolgten durch die betreffenden Landwirte in Eigenregie und meist nur in den Wintermonaten. Fremde Arbeitskräfte wurden nur vereinzelt eingesetzt. Gipsabbau betrieben die Familien Kranabitl, Perneck 20 vulgo „Kranerbauer“, Gschwandnter, Perneck 14 vulgo „Gschwandtnerbauer“ und Schiendorfer, Perneck 66 vulgo „Schuster“ sowie die Familien Schiendorfer, Obereck 9, 11 und 16.

Um an den Gips heranzukommen wurden bis zu 17 m tiefe Tagbaugruben hergestellt und auch Stollen vorgetrieben. Das gewonnene, stückige Gipsgestein wurde etwa zur Salmiakfabrik nach Nussdorf bei Wien und weiter bis Ungarn geliefert. Das Hauklein wurde in einer eigenen, am Sulzbach gelegenen Gipsstampfe zu Düngemehl zerkleinert. Das durch ein unterschlächtiges Wasserrad angetriebene Pochwerk war mit 9 Pochstempeln ausgestattet. Das Gebäude der bis um die Jahrhundertwende in Betrieb gewesenen Gipsstampfe wurde 1944 abgebrochen.

J. A. Schultes berichtet in seinen 1809 erschienenen „Reisen durch Oberösterreich“ über die Ischler Gipsstampfen. „Sie können die Gipsstampfen besehen, die besser eingerichtet sein könnten, da der Handel hier mit Gips nicht unbedeutend ist. Man stampft in einem Tag 15 – 16 Zentner (850 – 900 kg). Der Zentner roten Gipses galt im Jahre 1802 22 Kreuzer, der blaue 23 Kreuzer, der weiße ist der teuerste, und galt 24 Kreuzer. Man braucht den ordinären zum Düngen. Der Arbeiter, der den ganzen Tag über mit verbundenem Munde bei den Stampfen steht, erhält 20 Kreuzer.“

Das Gipsmehl aus dem Pernecker Pochwerk wurde mittels Ochsenfuhrwerken in die Orte um den Attersee transportiert. Dort setzte man es als begehrten mineralischen Dünger für Kleegras ein. Die Ochsengespanne brauchten durchs Weißenbachtal einen Tag für die Hinfahrt, am anderen Tag fuhren sie wieder zurück.

Ab dem Jahre 1852 pachteten die Familien Schiendorfer aus Obereck und Perneck das Grundstück „Mühlleitengrund“ zum Zwecke der Gipsgewinnung. Bei der „oberen Gipslacke“ führte ein Stollen Richtung Osten in den Berg hinein. Dieser Stollen machte einen Bogen und kam etwa 150 m weiter südöstlich wieder aus dem Hang heraus. Die beiden Stolleneingänge waren mit einer Rollbahn versehen und bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg noch befahrbar, später wurden sie zugeschüttet. Im Bereich des südlichen Stollenausganges ist heute noch deutlich eine Rutschung im Gelände zu erkennen. An der oberen, westseitigen Geländekante des „Mühlleitengrundes“ sieht man noch eine ausgedehnte, etwa 5 m tiefe Pinge, die auf eine untertägige Abbaukammer hinweist.

Außerdem wurde in diesem Bereich anstehender Gips in zwei bis zu 17 m tiefen Tagbaugruben („untere Gipslacke“ beim Fußballplatz und „obere Gipslacke“) gewonnen. Im Laufe der Jahre sind die Gruben wiederholt durch Hochwässer des vorbeifließenden Sulzbaches abgesoffen. Leistungsfähige Pumpen konnten nicht eingesetzt werden, sodass der Betrieb in Perneck um die Jahrhundertwende aufgegeben werden musste.

Im Juli 1954 gab es ein großes Hochwasser in Perneck. Unterhalb des Maria Theresia Stollens hatte sich durch die Stollenhalde ein großer Stausee gebildet. Die Halde war durch die Erweiterung des Maria Theresia Stollens übermäßig stark angewachsen. Während der Nacht zum 8. Juli rutschte die gesamte Halde in den hochwasserführenden Sulzbach und wurde mitgerissen. Das abtransportierte Gesteinsmaterial verfüllte die obere Gipslacke zur Gänze. Die obere Gipslacke war mit 17 m Tiefe und 700 m² Fläche die größte Gipsgrube Pernecks.

Gips wurde im 19. Jahrhundert in der Umgebung von Perneck auch am ehemaligen Steinbergrevier abgebaut. Gipsausbisse am Törlbach nahe der ehemaligen „Schaffersäge“ sowie ausgedehnte Gipspingen im Bereich der Steinbergstollen weisen bis heute auf diesen ausgedehnten Bergbau hin.  

Der Gipsabbau in Obereck wurde durch die Familie Schiendorfer, Obereck 11, im Tagbau weiter betrieben und etwa bis zum Ersten Weltkrieg fortgesetzt. Die Bergbauberechtigung für diesen Abbau wurde an den Linzer Unternehmer Josef Flatz verkauft und in weiterer Folge ein Stollen angeschlagen.

1944 wurde auf grund eines von Markscheider Rettenbacher erstellten Lageplans ein Stollen zur Unterfahrung des ehemaligen Tagbaus angeschlagen. Der Ansatzpunkt lag 25 m tiefer als der Tagbau. Russische Kriegsgefangene begannen mit dem Vortrieb des Stollens, der mit 3 m Breite für einen doppelgleisigen Förderbetrieb ausgelegt war. Ungünstige Gebirgsverhältnisse und fehlende Bergbaukenntnisse führten immer wieder zu Verbrüchen, sodass die Arbeiten nach rund 20 m Vortrieb ganz zum Erliegen kamen.

Im Herbst 1946 wurde ein neuerlicher Anschlagversuch unternommen. Der nunmehr mit kleinerem Profil aufgefahrene, eingleisige Stollen erreichte nach 185 m den Gipsstock. Mit der Vorrichtung und dem Abbau konnte begonnen werden.

Die Fördermenge lag während der ersten 10 Betriebsjahre bei durchschnittlich 4.000 Jahrestonnen. Hauptabnehmer waren die Gmundner Zementwerke Hatschek, die Gips als Zumahlstoff für die Zementproduktion benötigten. Ein Teil der Förderung wurde sogar bis in die CSSR verschickt. Der Belegschaftsstand lag im Schnitt bei 4 Arbeitern und 1 Angestellten.

1955 wurde der „Linzer Handelsgesellschaft“, deren alleiniger Besitzer Lothar Flatz war, das Freischurfgebiet samt Überscharen verliehen. In der Folge stiegen sowohl der Belegschaftsstand als auch die Fördermenge deutlich an. 6 bis 8 Arbeiter und 2 Angestellte konnten die Rohgipsförderung von anfangs 500 t/Monat auf 1.000 t/Monat in den letzten Betriebsjahren steigern. Ab 1963 ging die Förderung zur Gänze an das Gmundner Zementwerk Hatschek. Die Förderleistungen der Grube waren in Abhängigkeit des Bedarfes der Firma Hatschek, der konjunkturellen und jahreszeitlichen Schwankungen unterlag, recht unterschiedlich. Trotzdem konnte die Gipsgrube den Rohgipsbedarf des Zementwerkes Hatschek nicht decken. 1965 wurden zur Leistungssteigerung noch zusätzlich 3 jugoslawische Gastarbeiter beschäftigt.

Die geringe verbleibende Lagerstättensubstanz und die stärker werdende Vertaubung gegen die Teufe, welche die Anlage eines weiteren Tiefbaus als wenig erfolgreich erschienen lies, veranlasste den Bergwerksbetreiber die Betriebsanlagen an das österreichische Bundesheer zu übergeben. Als Übergabetermin wurde der 30. Juni 1966 fixiert.

Das Bundesheer errichtete in der Folge im Liegenden der Gipslagerstätte ein Munitionslager. Die ehemaligen Tiefbaue wurden zum Großteil mit Vortriebsbergen verfüllt. Das Versetzen der oberhalb des Förderstollenniveaus gelegenen Abbaue unterblieb wegen der zu hohen Kosten. Das alte Grubengebäude fand nur in Ausnahmefällen, so etwa zur Errichtung von Notausgängen im Bereich des alten Förderstollens und des Wetterschachtes, Verwendung.

Die während der 20 jährigen Lebensdauer der Oberecker Grube zwischen 1946 und 1966 hereingewonnene Rohgipsmenge lag bei rund 100. – 120.000 t.

Geologisch gesehen steht der im Verlauf einer juvavischen Überschiebungszone liegende Oberecker Gipsrücken wegen vereinzelter, im Gips auftretender Salzstücke im genetischen Zusammenhang mit der Pernecker Salzlagerstätte. Wegen der gegenseitigen Entfernung beider Lagerstätten von rund 2 km besteht jedoch kein unmittelbarer räumlicher Zusammenhang.

Der rund 40 m mächtige Gipskörper ist in rote und graue Tonschiefer, die dem Werfener Schichten des Neokoms angehören, eingelagert. Seine Streichrichtung verläuft annähernd von Osten nach Westen. Der Lagerstättenkörper fällt mit 45° nach Süden ein. Bis zu 60 m mächtige Schotter- und Mergelschichten bilden das Hangende, salzhältige Letten das Liegende der Lagerstätte. Das gebänderte Rohgipsgestein besitzt ein weißlich, graues Aussehen. Im Gipskörper sind Anhydritknollen unregelmäßiger Größe und Verteilung eingelagert. Außerdem findet man häufig Ton – Gips – Einlagerungen. Der Übergang zwischen Lagerstättenkörper und Nebengebirge ist nicht scharf begrenzt, sondern durch eine allmähliche Zunahme tauber Bestandteile gekennzeichnet.

Eine oberhalb des Förderstollens abgeteufte Bohrung traf nach Durchörterung blockreichen Moränenschuttes bei Bohrmeter 12 auf rote und graue Tone. Von Bohrmeter 35 bis 43 stand Gips an. Die Bohrung wurde bei 62,5 m Teufe im Mergel eingestellt. Eine weitere, ca. 100 m SO der Gipsgrube abgeteufte Bohrung traf nach geringmächtigen Moränenschutt auf hornsteinführenden Kieselsandstein.

Die Bauwürdigkeitsgrenze der Grube lag bei 70 % Gipsgehalt. Der durchschnittliche Gipsgehalt des Hauwerks betrug 76 bis 78 %. Als Nebenmaterial fand man lediglich Tone, für die wegen des zwar geringen, aber doch störenden Salzgehalt keine Absatzmöglichkeiten bestanden.

Der an der alten Pernecker – Straße in 580 m Seehöhe angesetzte 185 m lange Aufschlussstollen, dessen Stollenachse nach SW zeigte, durchörterte tektonisch gestörte Schichten von roten, grauen und schwarzen Schiefertonen und Mergeln. Das 1,90 m hohe und 1,30 m breite Stollenprofil musste wegen nachfallendem Gebirge bis zur Erreichung des Lagerstättenkörpers zur Gänze mit Holz ausgezimmert werden. Die mit einer Spurweite von 600 mm angelegte eingleisige Förderbahn besaß ein Gefälle von 2,4 %.

Im Niveau des Förderstollens wurde der Abbau als streichend geführter Örterbau eingeleitet. Man legte 4 Abbaustraßen in O – W Richtung von je 60 m Länge, 5 – 6 m Breite und 2,7 m Höhe an. Zwischen den einzelnen Abbaustraßen verblieben Sicherheitspfeiler mit einer Breite von 3 bis 4 m. Es wurden 3 Abbauhorizonte mit je 8 m Sohlenabstand oberhalb des Förderstollens angelegt. Die einzelnen Abbauhorizonte waren über einen tonnlägigen Aufbruch von 48 m Länge und 40° Neigung verbunden. Ein 25 m langer Wetterstollen, dessen Seigerabstand zur Fördersohle 25 m betrug, bildete die 2. Tagöffnung. Im Bereich der Abbaue und Strecken, die innerhalb des Lagerstättenkörpers aufgefahren wurden, musste kein Ausbau eingebracht werden.

Die Gewinnung des Rohgipses erfolgte durch Hereinschießen und händisches Auffüllen in hölzerne Kastenhunte. Die mit gusseisernen Rädern ausgestatteten Hunte fassten ca. 1 m³ Hauwerk. 1960 lag der spezifische Sprengmittelverbrauch (Donarit I) bei 310 g/t hereingewonnenen Haufwerks. Die Sprengbohrlöcher wurden mittels elektrischer Handbohrmaschinen hergestellt.

Das ganze Grubengebäude wurde natürlich bewettert. Die Wetter zogen beim Förderstollen ein, gelangten über Wetterstollen und Wetterschürfe zu den Abbausohlen und zogen über den Wetterstollen wieder aus. Der Wetterstrom drehte selbst im Sommer seine Richtung häufig um. Wegen der ungünstigen Wetterverhältnisse wurde die Schusszeit auf das Schichtende verlagert.

Das so hereingewonnene Haufwerk wurde über Sturzrollen auf die Fördersohle abgestürzt, händisch in Kastenhunte mit 600 bis 800 kg Inhalt gefüllt und mittels Schwerkraft nach obertage gebracht.

Am Ende des Gleisstranges befand sich nach Kreuzen der alten Pernecker – Straße die Brecheranlage. Das Haufwerk wurde aus den Förderhunten in einen 10 t Zwischenbunker gestürzt und von diesem in den Brecher, der als einfacher Backenbrecher zum Zerquetschen der gröbsten Haufwerksanteile installiert war, übergeben. Die Maulweiter der Austragsseite lag bei 32 x 25 cm. Die Leistung des mit einem Antriebsmotor von 17 PS betriebenen Brechers lag bei 5 t/h. Unterhalb der Brecheranlage befand sich ein 40 t Silo. Der Rohgips wurde mittels 5 t LKW zum Güterbahnhof Ischl transportiert und händisch auf Güterwagen verladen.

Nahe des Stollenmundloches befanden sich eine Bergschmiede, Materialschuppen und Anfahrtsstube. In einiger Entfernung errichtete man eine Unterkunftsbaracke für 6 Mann. Die zur Gänze aus Holz errichteten Gebäude wurden zu Beginn der 70 er Jahre abgetragen.

1952 stand die 1. Abbausohle in Verhieb. Die 2. Abbausohle wurde vorgerichtet. Der sich nach oben verjüngende Lagerstättenkörper führte auf der obersten Abbausohle zur Verkürzung der Abbaustraßenlängen auf einige 10 m. Beim Abbau des 3. Abbauhorizonts löcherte man mit einem Bohrloch in alte Baue, die mit dem Tagbau in Verbindung standen und fuhr so Wasser an. Trotz Verdämmen des Bohrloches konnte der Wasserzutritt nicht ganz verhindert werden. Man musste eine Wasserhaltung, die in der sonst vollkommen trockenen Grube nicht nötig war, installieren.

Seit 1955 erfolgte die Gewinnung in zwei Abbaustraßen des 1. Tiefbaues, der 8 m unter der Fördersohle angelegt wurde. Der Gips wurde im Tiefbau in streichend angelegten Kammerbauen mit 6 m Kammerbreite und 4 – 5 m Kammerhöhe abgebaut. Die Schutzpfeilerbreite lag bei durchschnittlich 4 m. Die Abförderung des hereingewonnenen Haufwerks erfolgte durch Hochziehen der gefüllten Kastenhunte über eine 22° geneigte Tonnlage mittels Elektrohaspel (Zugkraft 1.000 kg, Motorleistung 4 kW) auf den Förderstollenhorizont. Ende 1961 war der 1. Tiefbau zur Gänze abgebaut. Die gesamte Förderung wurde in der Folge aus Restpfeilern des Förderstollenhorizonts gewonnen. Infolge der ausgezeichneten Absatzlage der Firma Hatschek im Sommer 1962 hätten monatlich 1.000 t Rohgips geliefert werden können. Der Grubenbetrieb konnte jedoch wegen Arbeitskräftemangel diese Förderung nicht erbringen.

Im Winter 1962 wurde ein Gesenk zum 2. Tiefbau in Angriff genommen. Die monatliche Förderung betrug bei einer Belegschaft von 6 Arbeitern und 2 Angestellten rund 580 t. Das Gesenk erreichte die 2. Tiefbausohle im Frühjahr 1963. Nach Inbetriebnahme der Haspelförderung begann man mit der Vorrichtung der 2. Tiefbausohle von Osten nach Westen. 9 Arbeiter und 2 Angestellte konnten die Förderung bis 800 t/Monat steigern. Im Juni 1963 sank die Förderung bedingt durch Arbeitermangel (Kündigung von 4 Arbeitern) wieder auf unter 600 t/Monat.

Die gewinnbare Substanz war, bei gleicher Baufeldgröße wie im 1. Tiefbau, auf 10.000 t im August 1965 geschrumpft. Dies entsprach etwa einer Jahresförderung. Außerdem ergaben Untersuchungen eine stärker werdende Vertaubung der Lagerstätte gegen die Teufe zu. Aus diesen Gründen wurde nach Einstellung der Abbautätigkeit die Oberecker Gipsgrube mit 30. Juni 1966 an das österreichische Bundesheer übergeben.   

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Tabelle 1: Förderung Gipsbergbau Obereck (Quelle Montanhandbücher 1953 – 1967)

 

Das Bundesministerium für Landesverteidigung (BLMV) errichtete in den folgenden Jahren die „Stollenanlage Perneck“ als Außenlager der Heeresmunitionsanstalt Stadl – Paura.

Im Herbst 1966 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Landesverteidigung bei der Sulzbach – Strub ein Unterfahrungsstollen des ehemaligen Oberecker Gipsbergbaues angeschlagen. Die Streckenauffahrungen wurden von einer ARGE unter Leitung der Baufirma Soravia, die vorher den Straßentunnel in Hallstatt gebaut hatte, durchgeführt. Bis zu 70 Arbeiter, vorwiegend Kärntner, waren im 10 Tages Rhythmus auf der Baustelle im Einsatz. In der Nähe der Strub wurde eine große Betonmischanlage, eine Kompressorstation und eine Trafostation gebaut. Die Bauarbeiten dauerten bis 1969 an.

Nach Fertigstellung der Installationen und Einrichtungen übernahm die Heeresmunitionsanstalt Stadl - Paura die „Stollenanlage Perneck“. In den größtenteils neu aufgefahrenen, untertägigen Kammern lagerte man Munition ein. Im Zuge der Restrukturierung des österreichischen Bundesheeres wurde seitens des BMLV ab 2002 der Verkauf der Stollenanlage angestrebt.

Das ins Gebirge eindringende Oberflächenwasser löst stetig Gips, der ja als Salz der Schwefelsäure eine gute Wasserlöslichkeit besitzt. Mit der Zeit wurden die Festen der ehemaligen Gipsabbaukammern durch die Lösungsprozesse geschwächt und es folgten großräumige Absenkungen sowie Pingenbildungen an der Tagesoberfläche. Da das BMLV als Nachfolger des Bergbauberechtigten für den Schutz der Tagesoberfläche zuständig ist, müssen aufwendige Sanierungen im ehemaligen Grubengebäude des Gipsbergbaues durchgeführt werden. Die oberhalb des ehemaligen Hauptförderstollens liegenden 3 Abbauhorizonte wurden zum Teil mit Sulfat - beständigen Leichtbeton aus Blähtongranalien („Liapor“) verfüllt, um weitere Senkungen an der Tagesoberfläche zu vermeiden. Weiters wurden Halbschalen aus Beton zur raschen Ableitung der Oberflächenwässer im Absenkungsgebiet verlegt. Der ehemalige Gipstagebau aus dem 19. Jahrhindert wurde ebenfalls versiegelt. Diese Sanierungsarbeiten dauern bis heute an.

 

Verwendete Quellen:

Befahrungsberichte Berghauptmannschaft Salzburg bezüglich Oberecker Gipsbergbau von 1952 - 1967

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936

Joseph August Schultes „Reisen durch Oberösterreich“, Band I + II,Tübingen 1809, Reprint Linz 2008

Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006

Hans Kranabitl „Oberecker Gipsbergbau“, Meldearbeit Montanuniversität Leoben, Leoben 1983

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