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04 Bergbauzentrum  Kaiserin Maria Theresia Stollen

 

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Kaiserin Maria Theresia Stollen

 

Stollenname:            „Oberer Kaiser Franz – Stollen“ bis 1808

                                    „Kaiserin Maria Theresia Stollen” ab 1808

                                    Kaiserin Maria Theresia, Regentschaft 1740 – 1780

Angeschlagen:         26. September 1775 

Länge:                        1.590 m

Seehöhe:                    680 m

 

​1772 erneuerte das Ischler Verwesamt seinen Antrag auf Genehmigung des schon vor drei Jahren erwogenen neuen Bergaufschlages, „weil die oberen Berge allgemach zusammengehen und außer Genuss kommen“. Zum Nachweis des sich in die Tiefe erstreckenden Salzstockes wurde vom damals tiefsten Stollen, dem Kaiser Josef Stollen, der Verweser v. Khiebach – Schurf abgeteuft. Dieser Vortrieb zeigte, dass der Salzstock noch mindestens eine Bergdicke von 30 m in die Tiefe reichte.

Dem Ansuchen wurde nun rasch stattgegeben und am 26. September 1775 in Anwesenheit des damaligen Salzoberamtmannes Josef Barthol Edlen von Riethaler unter großen Festlichkeiten der neue Kaiser Franz Stollen, ab 1808 in Kaiserin Maria Theresia – Stollen umbenannt, angeschlagen.

Der Maria Theresia Stollen hatte eine ursprüngliche Höhe von 1,95 m und eine Breite von 0,95 m; daraus ergab sich eine Querschnittsfläche von rd. 1,9 m². Sein Gefälle beträgt 2,4 %.                    

Das anstehende, harte Kalkgestein erlaubte einen durchschnittlichen Jahresvortrieb von lediglich   18 Stabel oder 21,50 m, dies entsprach einem Tagesvortrieb von nur 10 cm.

Zum raschen Vortrieb der Hauptschachtricht wurden mehrere Gegenbaue in Betrieb genommen.

1776 wurde vom Kaschnitz – Schurf berg- und tagwärts der erste Gegenbau angelegt. 1777 traf man beim bergseitigen Vortrieb dieses Gegenbaues auf einen starken Wasserzutritt, der die weiteren Arbeiten massiv erschwerte. Das zufließende Wasser musst händisch über den Kaschnitz – Schurf nach oben in den Kaiser Josef – Stollen gehoben werden. Als 1778 auch am tagseitigen Vortrieb ein starker Wasserzufluss angefahren wurde, musste dieses Feldort, um einen raschen Durchschlag mit dem Vortrieb vom Tag aus zu machen, mit mehr Häuern belegt werden. 1779 erfolgte der Durchschlag zum Gegenort und so konnten ab sofort die Stollenwässer problemlos über die neue Hauptschachtricht nach Obertage abfließen.

Ein zweiter Gegenbau wurde vom Pizza – Schurf tagwärts angelegt, wo man ebenfalls Wasser antraf. Dieser Wasserzutritt machte jedoch keine großen Probleme, weil man bereits 1779 mit dem Feldort des vom Kaschnitz – Schurf bergwärts geführten Vortrieb zum Durchschlag kam.

 

1780 wurde schließlich ein dritter Gegenbau vom Salzoberamtsrath Hintermayr – Schurf tagwärts und vom Pizza – Schurf bergwärts angelegt. 1781 wurde vom Hintermayr – Schurf tagwärts am Gegenbau –- Feldort ein Wasserzutritt angefahren, der so stark anwuchs, dass man das Wasser über den Hintermayr – Schurf ansteigen und auf der Kaiser Josef – Stollen Hauptschachtricht nach Obertage ausrinnen lassen musste.          

 

1781 wurde über den neu abgeteuften Preßl – Schurf der vierte Gegenortbetrieb berg- und tagwärts in Betrieb genommen. Das tagwärtige Feldort kam mit dem vom Pizza – Schurf bergwärts betriebenen Vortrieb 1784 zum Durchschlag.

Zum rascheren Durchschlag mit dem, wegen des Wasserzutrittes in Feier stehenden tagwärtigen Feldort beim Hintermayr Schurf, wurde vom Preßl – Schurf bergwärts verstärkt vorgetrieben. 1790 gelangte schließlich der Durchschlag und das 1781 beim Hintermayr – Schurf erbaute Wasser konnte über die neue Maria Theresia – Hauptschachtricht problemlos nach Obertage abfließen.                                                                     

 

Durch die vier aufwendigen Gegenortbaue konnte trotz der vielen Probleme mit Wasserzuflüssen die 1.335 Stabel (1.591,3m) lange Hauptschachtricht durch harte Kalksteinschichten in 16 Jahren durchgearbeitet und ins Salz getrieben werden.

Unweit des Hintermayr - Schurfes wurde beim Streckenvortrieb eine stark schwefelhaltige Mineralwasserquelle angefahren.

Nach einem 1819 im Oberamt gefassten Beschluss sollten die Stampfer - und Lichtenfels – Kehr im Maria Theresia – Stollen die Ausdehnung des Salzlagers feststellen.

 

1777 arbeitete der Salinenbaumeister Panzenberger den Plan des Berghauses und einer Schmiede beim Maria Theresia – Stollen aus. Das einstöckige Gebäude sollte Unterkunftsräume für 37 Knechte und 2 Zimmer für die Aufseher erhalten. Nach einer aus Geldmangel etwas verzögerten Fertigstellung des Gebäudes im Jahre 1778 wurden die alten Berghäuser am Frauenholz – und Elisabeth – Stollen, weil entbehrlich, abgetragen.

Die Kernsubstanz des Berghauses nahm eine Grundrissfläche von 15,2 x 9,8 m ein, erreichte eine Traufhöhe von 6,9 m und eine Firsthöhe von 10,7 m. Der zweifach anstehende Dachstuhl war mit Lärchenbrettern beziehungsweise im Traufbereich mit Blechbahnen gedeckt. Zur Illustration der Lebensverhältnisse kann die Tatsache dienen, dass im Erdgeschoß auf 44,5 m² 24 Knechte schliefen, während dem Aufseher allein ein 18,5 m² großer Schlafraum zur Verfügung stand. 

 

Im Jahre 1783 wurde das Knappenhaus auf dem sogenannten „Steinbalfen“ erstmals bezogen.

 

1823 wurde am Mundloch des Maria Theresia – Stollens eine Verwässerungsstube errichtet, um das ausgeförderte salzhaltige Hauwerk noch auslaugen zu können.

 

1847 befand sich die Klebelsberg – Kehr zur Erschließung des Salzlagers gegen Südosten im Vortrieb.

Zur Förderung des bei Werkssäuberungen anfallenden Werkslaists wurde in der Maria Theresia – Hauptschachtricht 1841 auf Initiative von Salinendirektor Franz Ritter von Schwind eine Förderbahn mit einer Spurweite von 606 mm angelegt. Die gefüllten Wagen rollten selbständig aus dem Stollen, während die leeren Hunte von einem Arbeiter einwärts geschoben werden konnten.

Dadruch konnte die bisher praktizierte Laistausschwemmung mit ihren recht unangenehmen Begleiterscheinungen aus der Grube verdrängt werden.

 Allerdings musste für die Förderbahn das Gefälle der Hauptschachtricht durch eine kostspielige Sohlregulierung vorher ausgeglichen werden, um das Ansteigen für die einwärts fahrenden großen Hunte zu reduzieren. Der Klafter Eisenschienenbeschlag kostete 1 fl. 25 kr. Für die ersten Versuche kamen zum Beschlagen des Holzgestänges unbrauchbar gewordene Füderltragstangen von 1 Zoll Breite (2,6 cm), ¼ Zoll (65 mm) Dicke und 6 Fuß (2 m) Länge.

Die Hunte besaßen Räder von 14 Zoll (36,8 cm) Durchmesser und einen Fassungsraum von vier bisherigen Truhen. Die Spurweite betrug 23 Wiener Zoll (606 mm). Bei ausgeglichenem Gefälle rollten die gefüllten Wägen von selbst langsam heraus, die leeren Hunte konnten von einem Mann einwärts geschoben werden. 

 

Der Fürsorge des Salinendirektors Schwind verdankt der Ischler Salzberg schließlich noch die Ausgestaltung der Werksgebäude beim Maria Theresia Stollen. Die dortige Bergschmiede war 1840 dem Verfalle nahe, ein Neubau unaufschiebbar geworden. Der weitgehende Umbau der Bergschmiede und des Berghauses erfolgte 1843 – 1845 nach Plänen des Salinenzeichners Drexler. 

Der Bau des neuen Berghauses in der Nähe des Maria Theresia Stollens fällt in die Zeit um 1850. Der Bauplan enthielt Wohnungen für den Bergschaffer und einen Aufseher, ein Konsultations- und Markscheidezimmer, dann noch eine Zimmerstube und ein Materialraum.

 

Situation der Wehren im Kaiserin Maria Theresia – Stollen um 1850: 

Insgesamt 6 Wehren, davon 3 in Betrieb und 3 in Auffahrung.

Kolloredo - Wehr, Stampfer – Wehr und Köhler – Wehr (alle in Betrieb);                                    

Hocheder – Wehr und Berghofer - Wehr (jeweils Lang- und Sitzoffen in Auffahrung);                                   

Suda - Wehr (Langoffen in Auffahrung).

 

1850 genehmigte die Bergbaudirektion die Abteufung des Werner –  Schachtes vom Elisabeth –  auf den Maria Theresia – Stollen.

Der von Salinendirektor Schwind an Stelle des Förderhaspels bei der Werkssäuberung eingeführte Wassertonnenaufzug gewann am Ischler Salzberg besondere Bedeutung für die Zubringung von Werkslaist über den Wiesner –  Schacht als Versatz in die Verbruchsräume der oberen Horizonte. 1847 verbesserte Schwind diese Förderungsart durch den Gewichtsausgleich mittels endlosem Seil oder Kette.

 

Die über dem Maria Theresia Horizont noch in Abbau befindlichen Stollen wurden 1930 aufgelassen, nur der Amalia Stollen wird zwecks Ableitung der Raubwässer weiter offengehalten.

 

Am Ischler Salzberg gingen umfangreiche geologische Arbeiten der im Jahre 1948 anberaumten Hauptbefahrung voraus. Wie seit 100 Jahren in Salinenbetrieben üblich, wurden bei dieser Gelegenheit die Betriebspläne für die nächsten 5 Jahre festgelegt. Die Zuleitung der für den Wässerungsbetrieb benötigten Wasser sowie der Transport von Betriebsmitteln auf die einzelnen Horizonte sollte in einem im standfesten Gebirge abgeteuften Blindschacht verlegt werden. Zu diesem Zwecke wurde der Maria Theresia – Stollen auf ein für den Lokverkehr geeignetes Profil nachgerissen und Querschläge von den einzelnen Horizonten zum geplanten, neuen Schacht erstellt. Dadurch sollte der Betrieb vereinfacht und verbilligt werden.

 

Ein Ereignis der besonderen Art war die Lieferung der ersten Grubenlok zum Maria Theresia Stollen. Im Winter 1951/52 begannen die Nachrissarbeiten und Torkretierung dieses Hauptstollens. Für die Förderung wurde eine Ruhrthaler Grubenlok mit Dieselbetrieb gekauft. Die Grubenlok der Type GZ 22 hatte 22 PS und ein Dienstgewicht von 5,3 t. Zum Zeitpunkt der Anlieferung war der Perneckfuß aus Witterungsgründen nicht befahrbar und die 5,3 t schwere Lok musste in der Au abgeladen werden. Sie wurde mit vielen Menschen, Pferden und Ochsen über den Perneckfuß zum Maria Theresia Stollen befördert.

 

Die Ruhrthaler Grubenlok diente neben Grubenförderung auch viele Jahrzehnte zur Beförderung der Besucher des Schaubergwerkes. Sie wurde erst 1982 durch eine 40 PS starke Jenbacher Diesellok der Type DH 40 G ersetzt.

 

kms

Ruhrthaler Grubenlok mit Fremdengruppe, Kaiserin Maria Theresia Stollen, 1955, Archiv Salinen Austria

Die Ruhrthaler Grubenlok diente neben Grubenförderung auch viele Jahrzehnte zur Beförderung der Besucher des Schaubergwerkes. Sie wurde erst 1982 durch eine 40 PS starke Jenbacher Diesellok der Type DH 40 G ersetzt.

 

Jenbacher Grubenlok, Einfahrt, Kaiserin Maria Theresia Stollen, um 1990

Im Juli 1954 gab es ein großes Hochwasser. Unterhalb des Maria Theresia – Stollens hatte sich durch die Halde ein großer Stausee gebildet. Diese war durch die für den Lokbetrieb nötige Erweiterung der Maria Theresia – Hauptschachtricht übermäßig stark angewachsen. Während der Nacht zum 8. Juli rutschte die gesamte Halde in den Sulzbach und wurde vom Hochwasser mitgerissen. In weiterer Folge wurde die Pernecker – Gipslacke mit dem Gesteinsmaterial gänzlich verschüttet. Der Rest füllte das Bachbett auf, sodass der Sulzbach in Perneck über die Ufer trat.

 

Ab dem Jahr 1957 waren alle Laugwerke der Pernecker Stollen über dem Leopold – Stollen und somit auch im Maria Theresia – Horizont ausbenützt und die in den tiefer liegenden Horizonten erzeugte Sole wurde seither über den Franz Josef Erbstollen abgegeben.

 

Situation der Wehren im Kaiserin Maria Theresia – Stollen um 1966: 

Insgesamt 22 Wehren, nur mehr Wallner – Wehr in Betrieb, alle anderen totgesprochen.

Ott - Wehr, Wallner - Wehr, Heger - Wehr, Prinzinger - Wehr, Schnabl - Wehr, Kelb - Wehr, Hocheder - Wehr, Klein - Wehr, Grüner - Wehr, Suda - Wehr, Schedl - Wehr, Schernthaner - und Flechner - Wehr (verschnitten),   Kolloredo - Wehr, Arbesser - Wehr, Buschmann - Wehr, Stampfer - Wehr, Stapf - Wehr, Köhler - Wehr, Posch – Wehr sowie Rittinger – Wehr und Berghofer – Wehr als Fremdenwerke.

 

Nach der Stollenerweiterung konnte in den Jahren 1957 bis 1960  der Zentralschacht vom Maria Theresia – Stollen zum Franz Josef – Erbstollen mit einer Höhe von 203,8m durch eigenes Personal abgeteuft werden. Der Zentralschacht stellt die Verbindung der Pernecker Stollen mit dem Franz Josef – Erbstollen bei Lauffen her. Dadurch konnte, nach Auslaufen des Laugbetriebes im 1. Tiefbau, der keinen Anschluss an den Zentral – Schacht hatte, der aufwendig zu erhaltende Distler – Schacht ab etwa 1990 aufgelassen werden.

 

Am 1. Juli 1989 übersiedelte der Bergbaubetrieb nach 426 Jahren ununterbrochener Bergbautätigkeit für die Pernecker – Stollen vom Knappenhaus beim Maria Theresia – Stollen zu den neuerrichteten Betriebsanlagen beim Franz Josef – Erbstollen nach Lauffen. Bis zur Absiedlung des Pernecker Bergbaubetriebes konnten die auswärtigen Bergarbeiter im Knappenhaus nächtigen. Im Sommer 1989 bestand die Belegschaft aus 2 Steigern und 26 Arbeitern. Nach der Absiedelung wurde das Grubenrevier Perneck durch den Zentral – Schacht vom Kaiser Franz Josef – Erbstollen befahren.

Zur Erleichterung der Befahrung wurde der Zentral – Schacht 1990 für den Selbstfahrbetrieb automatisiert.

 

Das seit 1989 leerstehende Knappenhaus wurde im Winter 1999 abgebrochen.

Nach Verlegung der Obertaganlagen zum Kaiser Franz Josef – Erbstollen wurde der Fremdenbefahrungsbetrieb im Maria Theresia – Stollen während der Sommermonate trotzdem weiter betrieben, zum Teil neugestaltet und 1993 in der ehemaligen Schmiede auch ein Schauraum mit Exponaten und Schautafeln aus dem „Technischen Museum“ Wien über die Salz- und Solegewinnung eingerichtet.

Am 31. Juli 2000 wurde beim Salzbergbau Ischl der Bergwerksbesucherbetrieb, nunmehr betrieben von der Salinen Tourismus GbmH, aus Gründen zu erwartender, notwendiger Investitionen und wahrscheinlich auch wegen zu geringer Besucherfrequenz, eingestellt. Vordergründig wurde die Verwüstung der Zufahrtsstraße durch einen Orkan als Schließungsgrund in der Öffentlichkeit genannt. Die bis zu 40.000 Besucher, die jährlich das Pernecker Schaubergwerk besuchten, sollten nach Hallstatt oder Altaussee wechseln.

 

Verwendete Quellen:

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936

Ischler Heimatverein „Bad Ischl Heimatbuch 2004“, Bad Ischl 2004

Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006

Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981

L. Janiss „Technisches Hilfsbuch für den österreichischen Salzbergbaubetrieb“, Wien 1934

Georg Kanzler „Ischls Chronik“, Ischl 1881, Reprint Bad Ischl 1983

Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 13.09.2016

Friedrich Idam „Maria Theresia Stollen“, Manuskript Internet

Ivo Rotter „Ischls Salzsegen“, Bad Ischl 1962

Kurt Thomanek „Salzkörner“, Leoben 2007

​1772 erneuerte das Ischler Verwesamt seinen Antrag auf Genehmigung des schon vor drei Jahren erwogenen neuen Bergaufschlages, „weil die oberen Berge allgemach zusammengehen und außer Genuss kommen“. Zum Nachweis des sich in die Tiefe erstreckenden Salzstockes wurde vom damals tiefsten Stollen, dem Kaiser Josef Stollen, der Verweser v. Khiebach – Schurf abgeteuft. Dieser Vortrieb zeigte, dass der Salzstock noch mindestens eine Bergdicke von 30 m in die Tiefe reichte.

Dem Ansuchen wurde nun rasch stattgegeben und am 26. September 1775 in Anwesenheit des damaligen Salzoberamtmannes Josef Barthol Edlen von Riethaler unter großen Festlichkeiten der neue Kaiser Franz Stollen, ab 1808 in Kaiserin Maria Theresia – Stollen umbenannt, angeschlagen.

Der Maria Theresia Stollen hatte eine ursprüngliche Höhe von 1,95 m und eine Breite von 0,95 m; daraus ergab sich eine Querschnittsfläche von rd. 1,9 m². Sein Gefälle beträgt 2,4 %.                    

Das anstehende, harte Kalkgestein erlaubte einen durchschnittlichen Jahresvortrieb von lediglich   18 Stabel oder 21,50 m, dies entsprach einem Tagesvortrieb von nur 10 cm.

Zum raschen Vortrieb der Hauptschachtricht wurden mehrere Gegenbaue in Betrieb genommen.

1776 wurde vom Kaschnitz – Schurf berg- und tagwärts der erste Gegenbau angelegt. 1777 traf man beim bergseitigen Vortrieb dieses Gegenbaues auf einen starken Wasserzutritt, der die weiteren Arbeiten massiv erschwerte. Das zufließende Wasser musst händisch über den Kaschnitz – Schurf nach oben in den Kaiser Josef – Stollen gehoben werden. Als 1778 auch am tagseitigen Vortrieb ein starker Wasserzufluss angefahren wurde, musste dieses Feldort, um einen raschen Durchschlag mit dem Vortrieb vom Tag aus zu machen, mit mehr Häuern belegt werden. 1779 erfolgte der Durchschlag zum Gegenort und so konnten ab sofort die Stollenwässer problemlos über die neue Hauptschachtricht nach Obertage abfließen.

Ein zweiter Gegenbau wurde vom Pizza – Schurf tagwärts angelegt, wo man ebenfalls Wasser antraf. Dieser Wasserzutritt machte jedoch keine großen Probleme, weil man bereits 1779 mit dem Feldort des vom Kaschnitz – Schurf bergwärts geführten Vortrieb zum Durchschlag kam.

 

1780 wurde schließlich ein dritter Gegenbau vom Salzoberamtsrath Hintermayr – Schurf tagwärts und vom Pizza – Schurf bergwärts angelegt. 1781 wurde vom Hintermayr – Schurf tagwärts am Gegenbau –- Feldort ein Wasserzutritt angefahren, der so stark anwuchs, dass man das Wasser über den Hintermayr – Schurf ansteigen und auf der Kaiser Josef – Stollen Hauptschachtricht nach Obertage ausrinnen lassen musste.          

 

1781 wurde über den neu abgeteuften Preßl – Schurf der vierte Gegenortbetrieb berg- und tagwärts in Betrieb genommen. Das tagwärtige Feldort kam mit dem vom Pizza – Schurf bergwärts betriebenen Vortrieb 1784 zum Durchschlag.

Zum rascheren Durchschlag mit dem, wegen des Wasserzutrittes in Feier stehenden tagwärtigen Feldort beim Hintermayr Schurf, wurde vom Preßl – Schurf bergwärts verstärkt vorgetrieben. 1790 gelangte schließlich der Durchschlag und das 1781 beim Hintermayr – Schurf erbaute Wasser konnte über die neue Maria Theresia – Hauptschachtricht problemlos nach Obertage abfließen.                                                                     

 

Durch die vier aufwendigen Gegenortbaue konnte trotz der vielen Probleme mit Wasserzuflüssen die 1.335 Stabel (1.591,3m) lange Hauptschachtricht durch harte Kalksteinschichten in 16 Jahren durchgearbeitet und ins Salz getrieben werden.

Unweit des Hintermayr - Schurfes wurde beim Streckenvortrieb eine stark schwefelhaltige Mineralwasserquelle angefahren.

Nach einem 1819 im Oberamt gefassten Beschluss sollten die Stampfer - und Lichtenfels – Kehr im Maria Theresia – Stollen die Ausdehnung des Salzlagers feststellen.

 

1777 arbeitete der Salinenbaumeister Panzenberger den Plan des Berghauses und einer Schmiede beim Maria Theresia – Stollen aus. Das einstöckige Gebäude sollte Unterkunftsräume für 37 Knechte und 2 Zimmer für die Aufseher erhalten. Nach einer aus Geldmangel etwas verzögerten Fertigstellung des Gebäudes im Jahre 1778 wurden die alten Berghäuser am Frauenholz – und Elisabeth – Stollen, weil entbehrlich, abgetragen.

Die Kernsubstanz des Berghauses nahm eine Grundrissfläche von 15,2 x 9,8 m ein, erreichte eine Traufhöhe von 6,9 m und eine Firsthöhe von 10,7 m. Der zweifach anstehende Dachstuhl war mit Lärchenbrettern beziehungsweise im Traufbereich mit Blechbahnen gedeckt. Zur Illustration der Lebensverhältnisse kann die Tatsache dienen, dass im Erdgeschoß auf 44,5 m² 24 Knechte schliefen, während dem Aufseher allein ein 18,5 m² großer Schlafraum zur Verfügung stand. 

 

Im Jahre 1783 wurde das Knappenhaus auf dem sogenannten „Steinbalfen“ erstmals bezogen.

 

1823 wurde am Mundloch des Maria Theresia – Stollens eine Verwässerungsstube errichtet, um das ausgeförderte salzhaltige Hauwerk noch auslaugen zu können.

 

1847 befand sich die Klebelsberg – Kehr zur Erschließung des Salzlagers gegen Südosten im Vortrieb.

Zur Förderung des bei Werkssäuberungen anfallenden Werkslaists wurde in der Maria Theresia – Hauptschachtricht 1841 auf Initiative von Salinendirektor Franz Ritter von Schwind eine Förderbahn mit einer Spurweite von 606 mm angelegt. Die gefüllten Wagen rollten selbständig aus dem Stollen, während die leeren Hunte von einem Arbeiter einwärts geschoben werden konnten.

Dadruch konnte die bisher praktizierte Laistausschwemmung mit ihren recht unangenehmen Begleiterscheinungen aus der Grube verdrängt werden.

 Allerdings musste für die Förderbahn das Gefälle der Hauptschachtricht durch eine kostspielige Sohlregulierung vorher ausgeglichen werden, um das Ansteigen für die einwärts fahrenden großen Hunte zu reduzieren. Der Klafter Eisenschienenbeschlag kostete 1 fl. 25 kr. Für die ersten Versuche kamen zum Beschlagen des Holzgestänges unbrauchbar gewordene Füderltragstangen von 1 Zoll Breite (2,6 cm), ¼ Zoll (65 mm) Dicke und 6 Fuß (2 m) Länge.

Die Hunte besaßen Räder von 14 Zoll (36,8 cm) Durchmesser und einen Fassungsraum von vier bisherigen Truhen. Die Spurweite betrug 23 Wiener Zoll (606 mm). Bei ausgeglichenem Gefälle rollten die gefüllten Wägen von selbst langsam heraus, die leeren Hunte konnten von einem Mann einwärts geschoben werden. 

 

Der Fürsorge des Salinendirektors Schwind verdankt der Ischler Salzberg schließlich noch die Ausgestaltung der Werksgebäude beim Maria Theresia Stollen. Die dortige Bergschmiede war 1840 dem Verfalle nahe, ein Neubau unaufschiebbar geworden. Der weitgehende Umbau der Bergschmiede und des Berghauses erfolgte 1843 – 1845 nach Plänen des Salinenzeichners Drexler. 

Der Bau des neuen Berghauses in der Nähe des Maria Theresia Stollens fällt in die Zeit um 1850. Der Bauplan enthielt Wohnungen für den Bergschaffer und einen Aufseher, ein Konsultations- und Markscheidezimmer, dann noch eine Zimmerstube und ein Materialraum.

 

Situation der Wehren im Kaiserin Maria Theresia – Stollen um 1850: 

Insgesamt 6 Wehren, davon 3 in Betrieb und 3 in Auffahrung.

Kolloredo - Wehr, Stampfer – Wehr und Köhler – Wehr (alle in Betrieb);                                    

Hocheder – Wehr und Berghofer - Wehr (jeweils Lang- und Sitzoffen in Auffahrung);                                   

Suda - Wehr (Langoffen in Auffahrung).

 

1850 genehmigte die Bergbaudirektion die Abteufung des Werner –  Schachtes vom Elisabeth –  auf den Maria Theresia – Stollen.

Der von Salinendirektor Schwind an Stelle des Förderhaspels bei der Werkssäuberung eingeführte Wassertonnenaufzug gewann am Ischler Salzberg besondere Bedeutung für die Zubringung von Werkslaist über den Wiesner –  Schacht als Versatz in die Verbruchsräume der oberen Horizonte. 1847 verbesserte Schwind diese Förderungsart durch den Gewichtsausgleich mittels endlosem Seil oder Kette.

 

Die über dem Maria Theresia Horizont noch in Abbau befindlichen Stollen wurden 1930 aufgelassen, nur der Amalia Stollen wird zwecks Ableitung der Raubwässer weiter offengehalten.

 

Am Ischler Salzberg gingen umfangreiche geologische Arbeiten der im Jahre 1948 anberaumten Hauptbefahrung voraus. Wie seit 100 Jahren in Salinenbetrieben üblich, wurden bei dieser Gelegenheit die Betriebspläne für die nächsten 5 Jahre festgelegt. Die Zuleitung der für den Wässerungsbetrieb benötigten Wasser sowie der Transport von Betriebsmitteln auf die einzelnen Horizonte sollte in einem im standfesten Gebirge abgeteuften Blindschacht verlegt werden. Zu diesem Zwecke wurde der Maria Theresia – Stollen auf ein für den Lokverkehr geeignetes Profil nachgerissen und Querschläge von den einzelnen Horizonten zum geplanten, neuen Schacht erstellt. Dadurch sollte der Betrieb vereinfacht und verbilligt werden.

 

Ein Ereignis der besonderen Art war die Lieferung der ersten Grubenlok zum Maria Theresia Stollen. Im Winter 1951/52 begannen die Nachrissarbeiten und Torkretierung dieses Hauptstollens. Für die Förderung wurde eine Ruhrthaler Grubenlok mit Dieselbetrieb gekauft. Die Grubenlok der Type GZ 22 hatte 22 PS und ein Dienstgewicht von 5,3 t. Zum Zeitpunkt der Anlieferung war der Perneckfuß aus Witterungsgründen nicht befahrbar und die 5,3 t schwere Lok musste in der Au abgeladen werden. Sie wurde mit vielen Menschen, Pferden und Ochsen über den Perneckfuß zum Maria Theresia Stollen befördert.

 

Die Ruhrthaler Grubenlok diente neben Grubenförderung auch viele Jahrzehnte zur Beförderung der Besucher des Schaubergwerkes. Sie wurde erst 1982 durch eine 40 PS starke Jenbacher Diesellok der Type DH 40 G ersetzt.

 

Im Juli 1954 gab es ein großes Hochwasser. Unterhalb des Maria Theresia – Stollens hatte sich durch die Halde ein großer Stausee gebildet. Diese war durch die für den Lokbetrieb nötige Erweiterung der Maria Theresia – Hauptschachtricht übermäßig stark angewachsen. Während der Nacht zum 8. Juli rutschte die gesamte Halde in den Sulzbach und wurde vom Hochwasser mitgerissen. In weiterer Folge wurde die Pernecker – Gipslacke mit dem Gesteinsmaterial gänzlich verschüttet. Der Rest füllte das Bachbett auf, sodass der Sulzbach in Perneck über die Ufer trat.

 

Ab dem Jahr 1957 waren alle Laugwerke der Pernecker Stollen über dem Leopold – Stollen und somit auch im Maria Theresia – Horizont ausbenützt und die in den tiefer liegenden Horizonten erzeugte Sole wurde seither über den Franz Josef Erbstollen abgegeben.

 

Situation der Wehren im Kaiserin Maria Theresia – Stollen um 1966: 

Insgesamt 22 Wehren, nur mehr Wallner – Wehr in Betrieb, alle anderen totgesprochen.

Ott - Wehr, Wallner - Wehr, Heger - Wehr, Prinzinger - Wehr, Schnabl - Wehr, Kelb - Wehr, Hocheder - Wehr, Klein - Wehr, Grüner - Wehr, Suda - Wehr, Schedl - Wehr, Schernthaner - und Flechner - Wehr (verschnitten),   Kolloredo - Wehr, Arbesser - Wehr, Buschmann - Wehr, Stampfer - Wehr, Stapf - Wehr, Köhler - Wehr, Posch – Wehr sowie Rittinger – Wehr und Berghofer – Wehr als Fremdenwerke.

 

Nach der Stollenerweiterung konnte in den Jahren 1957 bis 1960  der Zentralschacht vom Maria Theresia – Stollen zum Franz Josef – Erbstollen mit einer Höhe von 203,8m durch eigenes Personal abgeteuft werden. Der Zentralschacht stellt die Verbindung der Pernecker Stollen mit dem Franz Josef – Erbstollen bei Lauffen her. Dadurch konnte, nach Auslaufen des Laugbetriebes im 1. Tiefbau, der keinen Anschluss an den Zentral – Schacht hatte, der aufwendig zu erhaltende Distler – Schacht ab etwa 1990 aufgelassen werden.

 

Am 1. Juli 1989 übersiedelte der Bergbaubetrieb nach 426 Jahren ununterbrochener Bergbautätigkeit für die Pernecker – Stollen vom Knappenhaus beim Maria Theresia – Stollen zu den neuerrichteten Betriebsanlagen beim Franz Josef – Erbstollen nach Lauffen. Bis zur Absiedlung des Pernecker Bergbaubetriebes konnten die auswärtigen Bergarbeiter im Knappenhaus nächtigen. Im Sommer 1989 bestand die Belegschaft aus 2 Steigern und 26 Arbeitern. Nach der Absiedelung wurde das Grubenrevier Perneck durch den Zentral – Schacht vom Kaiser Franz Josef – Erbstollen befahren.

Zur Erleichterung der Befahrung wurde der Zentral – Schacht 1990 für den Selbstfahrbetrieb automatisiert.

 

Das seit 1989 leerstehende Knappenhaus wurde im Winter 1999 abgebrochen.

Nach Verlegung der Obertaganlagen zum Kaiser Franz Josef – Erbstollen wurde der Fremdenbefahrungsbetrieb im Maria Theresia – Stollen während der Sommermonate trotzdem weiter betrieben, zum Teil neugestaltet und 1993 in der ehemaligen Schmiede auch ein Schauraum mit Exponaten und Schautafeln aus dem „Technischen Museum“ Wien über die Salz- und Solegewinnung eingerichtet.

Am 31. Juli 2000 wurde beim Salzbergbau Ischl der Bergwerksbesucherbetrieb, nunmehr betrieben von der Salinen Tourismus GbmH, aus Gründen zu erwartender, notwendiger Investitionen und wahrscheinlich auch wegen zu geringer Besucherfrequenz, eingestellt. Vordergründig wurde die Verwüstung der Zufahrtsstraße durch einen Orkan als Schließungsgrund in der Öffentlichkeit genannt. Die bis zu 40.000 Besucher, die jährlich das Pernecker Schaubergwerk besuchten, sollten nach Hallstatt oder Altaussee wechseln.

 

Verwendete Quellen:

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen“, Wien 1934

Carl Schraml „Das oberösterreichische Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes 1850“, Wien 1936

Ischler Heimatverein „Bad Ischl Heimatbuch 2004“, Bad Ischl 2004

Leopold Schiendorfer „Perneck – Ein Dorf im Wandel der Zeit“, Linz 2006

Johann Steiner „Der Reisegefährte durch die Oberösterreichische Schweiz“, Linz 1820, Reprint Gmunden 1981

L. Janiss „Technisches Hilfsbuch für den österreichischen Salzbergbaubetrieb“, Wien 1934

Georg Kanzler „Ischls Chronik“, Ischl 1881, Reprint Bad Ischl 1983

Michael Kefer „Beschreibung Hauptkarten des kk Salzberges zu Ischl“, 1820, Transkription Thomas Nussbaumer, Stand 13.09.2016

Friedrich Idam „Maria Theresia Stollen“, Manuskript Internet

Ivo Rotter „Ischls Salzsegen“, Bad Ischl 1962

Kurt Thomanek „Salzkörner“, Leoben 2007

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